Der Dirigent Hans-Christoph Rademann (rechts) bringt die menschliche Dramatik in der Musik Bachs zu Gehör. Foto: Holger Schneid/r

Die Stuttgarter Bachakademie macht mit dem Kantatenzyklus „Vision Bach“ Station in Esslingen. Hans-Christoph Rademann und die Gaechinger Cantorey erzielen eindringliche Wirkung.

Na was denn nun, Himmel auf Erden oder Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen? Irgendwie kommt man bei Johann Sebastian Bach immer in den Himmel, aber die Wertschätzung der irdischen Bodenstation ist durchaus unterschiedlich. So entwirft er in der Kantate „Du Hirte Israel, höre“ ein christliches Arkadien, während es einen Sonntag später Saures gab, mit der Leipziger Wiederaufführung der düsteren Weinen-und-Klagen-Kantate. Zufall? Von wegen. Bach hat in der Dramaturgie des Kirchenjahrs Extreme menschlicher Existenz ausgelotet. Da Hans-Christoph Rademann und die Gaechinger Cantorey in ihrem Konzertzyklus mit Bachs erstem Kantatenjahrgang der originalen Chronologie folgen, kommen die antithetischen Effekte zur Geltung: eine erhellende Qualität der „Vision Bach“ der Stuttgarter Bachakademie, die im Esslinger Blarerplatz-Gemeindehaus Station machte.