Fürst Albert zwischen seinen Schwestern Caroline (li) und Stephanie: Der 65-Jährige müht sich sehr, die pekuniären Anliegen seiner Liebsten zu erfüllen, wie man erfährt. Foto: imago/PPE

Albert II. von Monaco will seinen Kleinstaat an der Riviera vom Ruch einer Steueroase befreien. Doch er hat nicht mit den finanziellen Ansprüchen seiner Familie gerechnet.

Auch der Fürst meldete sich. „In diesen schwierigen Momenten“, so begann Albert II. diese Woche sein mitfühlendes Schreiben an Charles III., wolle er ihm seine volle Unterstützung kundtun. Er sei überzeugt, dass der krebskranke britische König seine übliche Bravour an den Tag lege.

Schwierige Momente erlebt der monegassische Fürst derzeit auch selbst. In den vergangenen Tagen ist der Inhalt von fünf dicken Notizheften bekannt geworden, die Alberts Vermögensverwalter Claude Palmero seit 2001 führte. Im vergangenen Sommer wurde er entlassen, offiziell wegen Vertrauensmissbrauchs, laut Insidern aber eher, weil er zu viel wusste über ein paar milliardenschwere Immobilienaffären, die das nur zwei Quadratkilometer große Minireich seit Monaten erschüttern.

Der entlassene Vermögensverwalter rächt sich

Jetzt rächt sich Palmero für den Rauswurf: Seine Hefte sind zwei bekannten Recherchierjournalisten der Zeitung „Le Monde“ zugekommen. Die breiten nun das Innenleben des diskreten und steuerfreien Fürstentums zwischen Frankreich und Italien scheibchenweise – und sehr detailliert – aus. Konsterniert erfahren die knapp 40 000 Untertanen des Fürsten, welche Sitten im Felsenpalast herrschen. „Caroline hasst Charlène, ihre Schreie widerhallen unter dem Goldschmuck“, lautet eine Notiz. Andere zeigen auf, wie sehr sich der 65-jährige Prinz abmüht, die mehrheitlich pekuniären Anliegen seiner Liebsten und Nächsten zu erfüllen.

Alberts älteste Schwester Caroline erhält 900 000, die jüngere Stephanie 800 000 Euro im Jahr. Das mag auch eine Entschädigung dafür sein, dass sie als Frauen von der Thronfolge ausgeschlossen sind. Dazu kommen noch zahlreiche Einzelzahlungen. Palmero klagt in seinem Heft, die Schwestern hätten sogar Schmuckstücke und Meistergemälde versilbert, die zum Kronvermögen gehören.

Der Fürst sagt zu fast allen Wünschen seiner Lieben Ja

Fürstengattin Charlène, Mutter des designierten Thronfolgers Jacques (8), erhält jährlich 1,5 Millionen Euro. Manchmal auch etwas mehr: Ein Jahr beendete die Ex-Schwimmerin aus Südafrika mit 600 000 Euro im Minus. Palmero übernahm einer Heftnotiz zufolge den Fehlbetrag im Namen Alberts. Als die Fürstin allerdings von Palmero weitere 77 000 Euro in bar verlangte, stellte er sich allerdings quer. Auch eine – zweite – Villa auf der Insel Korsika gestand er ihr nicht zu. Dafür übernahm er im Auftrag Alberts, den Kaufpreis für einen Katamaran, den sich die Fürstin zugelegt hatte. Charlene war nicht allein an die Gestade des Mittelmeeres gekommen. Ihr Bruder Sean Wittstock folgte ihr aus Südafrika, und auch er wollte untergebracht sein. Sein Haus kostete 900 000 Euro; Albert zahlte.

Die übrigen Grimaldis wollen auch statusgerecht wohnen, wenn sie schon keine Aussicht auf den Thron haben. Schwestern, Töchter und Nichten erhielten eigene Zuschüsse – vom vierstelligen Zuschuss für eine Party- bis zu millionenschweren Immobilien in Paris. Nicht zu vergessen sind die Sprösslinge aus früheren Liebesaffären des Fürsten. Jazmin (32), eine von Albert anerkannte nichteheliche Tochter, erhält eine Quartalspension von 79 000 Euro sowie eine Wohnung in New York, Alexandre (20) unter anderem eine „Anti-Kidnapping“-Versicherung. „Der Prinz sagt ja zu allem, oder fast“, resümiert Le Monde.

Woher nimmt der Fürst bloß das Geld?

Damit stellt sich die Frage: Woher nimmt der Fürst das Geld, um all den Grimaldis, Casiraghis und Wittstocks einen gebührenden Lebensstandard ermöglichen? Die Pariser Zeitung hält nur fest, dass Albert zwischen seinem Privatvermögen, dem monegassischen Staatsvermögen und „speziellen Konten“ zum Bargeldbezug keinen großen Unterschied mache.

Dabei ist Albert II. heute bemüht, den Ruf seines Kleinstaates aufzupolieren. Zum Teil mit Erfolg: Aus den schwarzen und grauen Listen unkooperativer Finanzparadiese ist Monaco verschwunden. Der ökologisch engagierte Fürst hat der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) auch den automatischen Informationsaustausch in Steuerfragen zugestanden.

Mit weiteren Enthüllungen ist zu rechnen

Um seine Finanzen in Ordnung zu bringen, reiste er im Juni 2023, wie Le Monde berichtet, persönlich nach Genf, um bei einer Privatbank Offshore-Konten unter anderem mit Sitz in Panama aufzulösen. Albers Juristen behaupten, diese Anlagen stammten aus der Zeit von Alberts Vater Rainier III., der 2005 gestorben war.

Warum werden sie erst jetzt bereinigt? Albert und seine Schwestern hätten von diesen Konten „gehört“ und Palmero angewiesen, sie aufzulösen, verlautet aus dem Fürstenpalast. „Sie hätten sich nicht vorstellen können, dass ihre Anweisung nicht befolgt würde“, ließ Alberts Anwalt mit fürstlicher Eleganz ausrichten. Womit er Palmero unterstellt, die Offshore-Konten nicht geleert zu haben. Der entlassene Vermögensberater dürfte von dem Vorwurf nicht begeistert sein. Mit weiteren Enthüllungen ist zu rechnen.