Avra Emin musste ihre Heimat Syrien über Nacht mit ihrer Familie verlassen. Foto: Privat

Avra Emin floh als Kind mit ihrer Familie aus Syrien. Die Kurdin beobachtet seit Jahren einen zunehmenden Alltagsrassismus, sei es in Schulen oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Stimme aus der Reihe „Zuhause ist hier“.

Avra Emin erinnert sich noch gut, wie ihr Vater ihr früher sagte, sie solle etwas studieren, das überall auf der Welt gebraucht werde. Der Tag, an dem sie Deutschland verlassen müsste, könne jederzeit kommen. Als junges Mädchen erschien ihr ein solches Schreckenszenario undenkbar, schließlich hat sie in der Schule gelernt, dass Deutschland eine Demokratie sei.

Emin lebt seit 23 Jahren in Stuttgart. Als sie vier Jahre alt war, musste ihre Familie über Nacht ihre Heimat in Syrien verlassen. Als Kurden waren sie dort starken Repressalien ausgesetzt, außerdem wurde der Vater politisch verfolgt. Nur knapp entkam er einem Mordanschlag.

Emin beobachtet immer offeneren Rassismus

In ihrer neuen Heimat Stuttgart setzt sich Emin ehrenamtlich für die Sichtbarkeit von Minderheiten ein. Beruflich ist die studierte Sozialarbeiterin in der politischen Bildung tätig. Seit einiger Zeit schon beobachtet sie einen immer offeneren Rassismus, sei es in der Bahn oder in Schulen.

Doch beschränkt sich das Problem aus ihrer Sicht nicht auf die AfD. Auch Politiker anderer Parteien wollten mehr Abschiebungen. „Ich kenne viele Menschen, die sich große Sorgen machen, ob sie angesichts des zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft nicht eines Tages fliehen müssen, auch wenn sie einen deutschen Pass haben,“ sagt sie.

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.