Ben van der Kroft besucht die Stuttgarter Cotta-Schule. Foto: LICHTGUT/Zophia Ewska

Seine Urgroßmutter war Jüdin. Für Ben van der Kroft war das lange kein Thema. Dann wird ihm klar, wie stark der Antisemitismus wächst – und der Stuttgarter Schüler begibt sich auf Spurensuche. Eine Stimme aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

Dass seine niederländische Urgroßmutter Jüdin war, erzählt Ben van der Kroft nicht jedem. Er fürchtet keinen Hass, nicht bei Bekannten. Aber der 19-jährige Schüler mag die Witze nicht, die oft kommen. „Ich finde das respektlos gegenüber den Millionen Juden, die ermordet wurden. Aber viele denken, das ist verjährt.“

Er habe sich selbst lange nicht mit der Familiengeschichte beschäftigt. „Meine Eltern haben mir das als Kind erzählt. Aber ich kannte meine Uroma nicht und ich bin Christ. Da gab es keinen Berührungspunkt.“

Seit einigen Wochen nun werde ihm bewusst, wie stark Rechtsextreme an Zustimmung gewonnen haben. Dass Antisemitismus wachse. Seitdem hat er in den Büchern zuhause über seine Urgroßmutter gelesen, seine Eltern nach einer NS-Vergangenheit des Urgroßvaters gefragt. Auch in seinem Podcast „Benedudes“ war das Thema. „Ich glaube, wir müssen alle genau jetzt handeln.“

Die Demos seien wichtig. „Ich fände es aber gut, wenn auch Juden mehr mit im Fokus stehen würden. Auch sie sind von Hass bedroht.“

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.