Seit rund zwei Jahren gehört Bosch Automotive Steering komplett zu dem Zulieferer. Nun will Zulieferer 760 Arbeitsplätze in Schwäbisch Gmünd streichen.

Schwäbisch Gmünd - Die IG Metall hat Widerstand gegen den geplanten Abbau von 760 Arbeitsplätzen bei Bosch Automotive Steering (Bosch AS) in Schwäbisch Gmünd, einem Hersteller von Lenktechnik, angekündigt. IG Metall und Betriebsrat wollen die Entwicklung nicht als „gottgewollt“ hinnehmen, teilten die Vertreter der Arbeitnehmer mit. Die Zahl der abzubauenden Stellen müsse deutlich reduziert werden, hieß es weiter. Am Mittwoch hatte der Zulieferer darüber informiert, dass der Hersteller von Lenksystemen bis 2020 im Stammwerk 760 von derzeit 5500 Arbeitsplätzen streichen will. Es gehe darum, „die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des weltweit größten Werkes mit Sitz in Schwäbisch Gmünd wieder herzustellen“, begründete das Unternehmen seine Entscheidung. Die Streichungen sollten möglichst sozialverträglich erfolgen, hieß es bei Bosch. Die notwendigen Gespräche sollen demnächst beginnen.

Am kommenden Montag findet in Schwäbisch Gmünd eine reguläre Betriebsversammlung statt. Dabei werde der Stellenabbau sicherlich das beherrschende Thema sein, erwartet Roland Hamm, der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Aalen (Ostalbkreis). Für Unmut hat nun gesorgt, dass viele Beschäftigte die Hiobsbotschaft erst aus den Medien erfahren haben. „Ein schlechter Stil“, urteilen Gewerkschafter Hamm und Betriebsrats-Sprecher Joschi Moser. Misstrauen und Enttäuschung über den Bosch-Konzern mache sich in der Belegschaft breit, befürchtet nun der Betriebsratschef.

Seit zwei Jahren Bosch-Tochter

Bosch Automotive Steering – die frühere ZF Lenksysteme – ist erst seit rund zwei Jahren eine hundertprozentige Tochter des Stuttgarter Konzerns. Der Zulieferer ZF hatte damals den US-Konkurrenten TRW gekauft und musste sich deshalb von seinem Anteil von 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme trennen. Bosch, das bereits mit 50 Prozent beteiligt war, übernahm damals auch den ZF-Anteil. In einem Flugblatt der IG Metall vom Herbst 2014 forderte die Gewerkschaft „sichtbare Taten der Geschäftsführung“ und meinte damit „Gespräche über die Zukunftssicherung für Standorte und Beschäftigung in Deutschland“. Bosch hatte die Beschäftigten damals aber beruhigt: Sowohl Bosch-Chef Volkmar Denner als auch der frühere Bosch-Geschäftsführer Wolf-Henning Scheider wiesen auf die zunehmende Bedeutung der Elektrolenkungen hin, die 60 Prozent zum Umsatz des Unternehmens aus Schwäbisch Gmünd beitragen würden. Eine Beschäftigungssicherung für den Standort wurde in der Folge allerdings nicht vereinbart.

Dass es nun doch zu einschneidenden Schritten kommen soll, begründet Christian Sobottka, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch AS, mit einem „zunehmenden Preis- und Wettbewerbsdruck insbesondere auf dem europäischen Markt“; und gerade für diesen Markt produziere das Gmünder Stammwerk schwerpunktmäßig. „Um auf diesem umkämpften Markt wieder wettbewerbsfähig zu werden, müssen wir die Produktions- und Fertigungskosten senken und unsere Produktivität steigern,“ fügte Sobottka hinzu. Die beiden Werkleiter Karl Martin Kottmann und Robert Schildmacher betonen: Es handle sich hierbei nicht um eine krisenhafte Entwicklung. Sowohl die Auftragslage, als auch die Aussichten werten sie als gut. Auch Kurzarbeit oder betriebsbedingte Kündigungen seien kein Thema.

Forschung und Entwicklung bleiben

Der Zulieferer strebe nun ein Zukunftsprogramm „Bosch AS 2020“ an, um das Gesamtunternehmen und vor allem das Hauptwerk Schwäbisch Gmünd auf Dauer in der Erfolgsspur zu halten und zu stärken. Die Manager kündigten – neben dem geplanten Personalabbau – neue Produktentwicklungen für die nächsten Jahre an. Zudem soll die Effizienz in der Fertigung durch Veränderungen in den Abläufen gesteigert werden. Bosch verspricht, dass die Tochter auch künftig in Schwäbisch Gmünd junge Menschen ausbilden werde. Auch an Forschung und Entwicklung halte Bosch AS fest. „Bosch AS Schwäbisch Gmünd ist und bleibt das Leitwerk weltweit“, hieß es bei Bosch. Die Tochter ist mit 20 Standorten in acht Ländern präsent. Insgesamt beschäftigt Bosch AS rund 14 500 Mitarbeiter, davon etwa 6000 in Deutschland. Nach Ansicht des Aalener IG Metall-Chefs Roland Hamm ist ein Teil des wachsenden Preisdrucks in Europa „hausgemacht“. Er kritisierte, dass Bosch AS in den vergangenen Jahren die Aktivitäten in Ungarn massiv ausgebaut habe.

Bosch dagegen will sein Zukunftsprogramm zudem als „klares Bekenntnis“ zum Standort Schwäbisch Gmünd verstanden wissen. Derzeit wird im Stammwerk ein Neubauprogramm für 40 Millionen Euro umgesetzt, vor allem eine moderne und repräsentative Unternehmens- und Verwaltungszentrale. Bis 2020 soll nach Unternehmensangaben weiterhin ein „dreistelliger Millionenbetrag“ auch für neue Entwicklungs- und Produktionseinrichtungen investiert werden.