Herausfordernde Zeit: Guido Maria Kretschmer trauert um seinen geliebten Vater und unterstützt seinen demenzkranke Mutter. Foto: imago/Future Image

Guido Maria Kretschmer macht in seinem neuen Buch die Demenz seiner Mutter öffentlich. In einem Interview hat er Einblicke gegeben, wie er die Krankheit bemerkte, wie der damit umgeht und welche Tipps er für Angehörige hat.

Designer Guido Maria Kretschmer (58) hat im Laufe seiner Karriere stets betont, wie verbunden er seinen Eltern ist. Doch nach dem Tod seines Vaters Erich im August, muss er sich nun auch Sorgen um seine Mutter Marianne (84) machen. Wie er in seinem am 18. Oktober erscheinenden Buch "19521 Schritte. Vom Glück der unerwarteten Begegnung" enthüllt, ist die Seniorin dement.

Vieles hat sie vergessen, aber ihren Sohn erkennt sie noch

Im Interview mit "Bild" erzählte der "Shopping Queen"-Star, dass er die Erkrankung schon "sehr früh" bemerkt habe. "Diese Krankheit kommt ja ganz leise. Gerne werden Menschen dann ja korrigiert. Meine Mama geht immer mehr zurück in ihr gestern und vermischt Dinge. Bei mir weiß sie zum Glück immer noch ganz genau Bescheid, schickt 1000 Küsse an meinen Mann Frank." Darüber freue er sich sehr. Jedoch macht er sich Gedanken über den weiteren Verlauf: "Ich weiß nicht, wie es wird, wenn die Erinnerung eines Tages noch weniger wird."

Die Demenz jetzt in seinem Buch zu thematisieren, habe er sich sehr genau überlegt. Aber es gehöre "jetzt irgendwie auch zu meinem Leben". "Ich wollte den Moment von diesem Tag aber aufgreifen, sodass man sieht, dass ich sie leben lasse und jeden Weg mit ihr gehe." So korrigiere er seine Mutter nicht, wenn sie "plötzlich nicht mehr weiß, dass ihre Lieblings-Schwester Elli schon gestorben ist". Dann lebe seine Tante in dem Moment auch für ihn weiter. "So lebe ich das jetzt: Ich liebe meine Mutter genug, um mit in ihre Welt reinzugehen." Dann gebe es wieder Momente, in denen sich seine Mutter auch noch an alles erinnern könne. Eine emotionale Achterbahnfahrt. Der Designer betonte: "Es bricht mir manchmal das Herz, auch, weil es ja so viele ältere Menschen trifft."

Anderen Angehörigen gibt er den Tipp, bei Erinnerungslücken "mitzuspielen" anstatt zu korrigieren. Das könne ihnen selbst Leichtigkeit geben. "Ich kann mich super darauf einlassen, empfinde es sogar als Bereicherung, wenn man für einen Moment seinem eigenen Leben aus dem Weg gehen kann." Denn es komme eine "große Traurigkeit, wenn man spürt, dass deine eigene Mutter plötzlich vergisst". Man sollte dankbar über die gemeinsamen Momente sein und liebevoll mit seinen Eltern umgehen.

"Im Nachhinein war ihre Demenz vielleicht ein Segen"

Auch dass ihr Mann im August im Alter von 87 Jahren gestorben ist, vergesse Marianne Kretschmer mitunter. "Manchmal erfährt meine Mutter jeden Tag neu, dass mein Vater gestorben ist." Ihrer Demenz kann er bei dem Thema sogar etwas Positives abgewinnen: "Vielleicht hat die Natur sich das auch so gedacht, dass sie ganz leicht weg war und dadurch seinen Tod nicht so massiv miterlebt hat, weil sie sonst daran zerbrochen wäre. Im Nachhinein war ihre Demenz vielleicht ein Segen."