Die Mannschaft des VfB Stuttgart nach dem 1:3 bei Hannover 96 Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart hatte viel vor in dieser Saison – und steht nach sieben Spieltagen und einer ernüchternden Niederlage in Hannover am Tabellenende. Nun ist Länderspielpause – und höchste Zeit für eine schonungslose Analyse, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.

Hannover/Stuttgart - Sieben Spieltage sind gespielt in der Fußball-Bundesliga. Das ist nicht einmal die Hälfte der Saison, auch nicht ein Drittel, noch nicht einmal ein Viertel der Spielzeit 2018/2019 ist vorüber. Ist es also nicht weiter besorgniserregend, wenn sich ein Team aktuell mit fünf Punkten auf dem letzten Platz wiederfindet? Mitnichten. Schon gar nicht, wenn es der VfB Stuttgart im Jahre 2018 ist.

Der Club hat in der Rückrunde der vergangenen Saison eine gute Basis geschaffen, das Team wurde so kostspielig wie selten verstärkt, der Trainer hatte eine schier unendlich lange Vorbereitung mit nahezu allen Spielern, um das Bestehende weiterzuentwickeln. Michael Reschke, der Sportchef der Stuttgarter, war sich sicher, seine Truppe werde mit dem Kampf gegen den Abstieg nichts zu tun haben. Christian Gentner, der Spielführer, hatte sich eine sorgenfreie Saison gewünscht. Und nun? Nach eben diesen sieben Spieltagen und einer in weiten Teilen erschreckend schwachen Partie bei Hannover 96 (1:3) ist der VfB auf Platz 18 gestürzt.

Wieder Kampf gegen den Abstieg

Reschke hat sich am späten Samstagnachmittag korrigieren müssen, spricht nun vom Kampf gegen den Abstieg. Kein Wunder: Die nächsten Gegner nach der Länderspielpause heißen Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim. Der Traum von der sorgenfreien Saison ist fürs Erste geplatzt. Was das heißt?

Ein naheliegender Reflex wäre, dem Trainer das Vertrauen zu entziehen. Tayfun Korkut hat viel versucht in den ersten Partien, eine funktionierende Lösung aber noch nicht gefunden. Statt einer spielerischen Weiterentwicklung ist ein Rückschritt zu beobachten. Bei einzelnen Spielern, bei der Mannschaft als Gesamtkonstrukt, bei der Marschroute des Coaches, die in der Rückrunde der vergangenen Saison vom Start weg klar und erfolgreich gewesen ist. Doch eben aus dieser Serie im Frühjahr speist sich aktuell das Vertrauen in Tayfun Korkut.

Die Pläne funktionieren nicht

So zumindest sind die Aussagen zu deuten, die Michael Reschke direkt nach der ernüchternden Niederlage gegen Hannover 96 tätigte. Man kann das so sehen, dem Trainer die Möglichkeit geben, auch in dieser Spielzeit noch in die Spur zu finden, und auf die oft angestrebte Kontinuität in den Führungspositionen setzen – der VfB hatte in den vergangenen Jahren schließlich viel zu wenig davon. Und Korkut hat bewiesen, dass er mit schwierigen Situationen umgehen kann. Allerdings: Zuletzt funktionierten die Pläne des Coaches nicht, und seine zuweilen übertrieben vorsichtige Ausrichtung ist auch kein Signal an die Mannschaft, es forsch und mutig anzugehen und den Gegner vom Start weg einzuschüchtern.

Vertraut die Vereinsführung dennoch weiter auf den gebürtigen Stuttgarter, dann müssen sich die Verantwortlichen nach einer schnellen und schonungslosen Analyse des Ist-Zustands auch absolut sicher sein, dass sie dem Coach diese Wende in den kommenden Wochen zutrauen. Gibt es daran Zweifel (die nach der ersten Hälfte in Hannover nicht verwunderlich wären), wäre ein Zögern der falsche Ansatz.

Mannschaft in der Pflicht – so oder so

So oder so ist die Mannschaft mal wieder in der Pflicht. Wer eine sorgenfreie Saison spielen möchte, muss auch etwas dafür tun. Gerade die erfahrenen Kräfte, die es zu Genüge gibt im aktuellen Kader, sollten das wissen. Ein solch mut- und emotionsloser Auftritt wie in der ersten Hälfte der Partie in Hannover darf sich nicht wiederholen – nicht einmal annähernd. Ganz egal, welche Taktik der Trainer vorgegeben hat. Sonst steht der Club auch nach weiteren sieben Spielen noch dort, wo den VfB Stuttgart im Jahr 2018 keiner mehr erwartet hat. Am Ende der Tabelle.