Der Sänger Michael Schulte (links) freut sich im Konfettiregen neben Moderator Elton über den Sieg. Foto: dpa

Nach den dauerhaft enttäuschenden Platzierungen beim Eurovision Song Contest sinkt das Zuschauerinteresse – zumindest am deutschen Vorentscheid am Donnerstagabend.

Berlin - Nach den Enttäuschungen beim Eurovision Song Contest (ESC) in den vergangenen Jahren muss der diesjährige deutsche Starter Michael Schulte erst wieder Euphorie bei den Fans wecken: Nur 3,17 Millionen Menschen sahen am Donnerstagabend in der ARD den Sieg Schultes beim deutschen Vorentscheid für das Finale im Mai in Lissabon. Mit einem Marktanteil von 9,9 Prozent erreichte die Quote den zweitniedrigsten Wert eines Vorentscheids in der deutschen ESC-Geschichte.

In der ARD hoffen sie dennoch darauf, dass mit dem in Buxtehude lebenden 27-Jährigen nach zwei letzten und einem vorletzten Platz in den vergangenen drei Wettbewerben die Kehrtwende gelingt. Mit Schulte solle ein „Neustart“ gelingen, sagte der in der ARD für den ESC federführende Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. „Entscheidend ist, dass wir uns aus dem tiefen Tal der Tränen wieder nach oben bewegen,“ sagte Schreiber vor Journalisten. Auf eine Wunschplatzierung wollte sich der ARD-Verantwortliche allerdings nicht festlegen lassen.

In den Jahren davor hatte er Top-Ten-Plätze als Ziel ausgegeben, die hohen Erwartungen konnten aber weder die Sängerin Levina als Vorletzte im vergangenen Jahr noch die jeweils letztplatzierten Ann Sophie und Jamie-Lee in den beiden Jahren davor annähernd erfüllen. Schulte ist nun nach Roman Lob im Jahr 2012 wieder der erste männliche Solist, den Deutschland ins Rennen schickt. Lob hatte vor sechs Jahren mit Platz acht das letzte Mal einen Platz in der Spitzengruppe erreicht. Bei ihm gab es damals beim Vorentscheid ebenfalls nur geringes Interesse. Mit lediglich 2,19 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 6,9 Prozent hält er den Negativrekord eines Vorentscheids.

ARD hat Konzept für Vorentscheid überarbeitet

Bei Schultes Sieg am Donnerstagabend gab es nun zum erst zweiten Mal einen einstelligen Marktanteil. Schulte gewann am Donnerstagabend in Berlin klar den deutschen Vorentscheid gegen fünf Konkurrenten. Er tritt nun mit dem seinem verstorbenen Vater gewidmeten Lied „You let me walk alone“ im ESC-Finale am 12. Mai an.

Die ARD hatte nach dem enttäuschenden Abschneiden Deutschlands in den vergangenen Jahren das Konzept des Vorentscheids überarbeitet. Neben den Zuschauern entschied eine internationale Jury und ein Panel aus ESC-Experten zu je einem Drittel. Der vor allem durch im Internet verbreitete Videos uns eine Teilnahme bei „The Voice of Germany“ bekannte Schulte gewann bei allen drei Gruppen die Abstimmung. Schulte sagte im Anschluss an seinen Sieg, er spüre „große Freude“ und „Erleichterung“. „Das ist das, was ich wollte.“ Er zeigte sich allerdings auch selbstbewusst. „Ich habe immer gesagt, der Vorentscheid ist eine Zwischenetappe für mich.“

Das von Schulte gesungene Lied war in einem von der ARD organisierten Camp entstanden. Der Sänger sagte, er habe sich dort ganz bewusst entschieden, in seinem Lied den Tod des Vaters vor 13 Jahren zu thematisieren. „Für mich war ganz klar, dass ich über ein Thema schreiben will, was mich selbst bewegt.“ Das sei ihm offenbar gelungen. Die ARD hatte für den Vorentscheid erneut weitgehend unbekannte Künstler ausgewählt. Die weiteren Starter waren Xavier Darcy, Ivy Quainoo, Ryk, Natia Todua und die Volksmusikgruppe voXXclub.