Hat in dieser Saison keinen Grund zur Freude: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo Foto: dpa

Anhaltende Erfolglosigkeit setzt dem einstigen Formel-1-Primus Red Bull zu – und die Verantwortlichen reagieren mit seltsamer Idee und lauter Drohung.

Stuttgart - Maurizio Arrivabene hat nur Spott für Red Bull. „Wenn die Leute sagen, die Formel 1 sei die Krone des Motorsport und uns wird der Windkanal genommen“, lästerte der Ferrari-Teamchef, „dann müssten die Ingenieure ein Auto bauen mit Mitteln wie Fred Feuerstein.“ Soll heißen: Wenn die Forderung von Rennstall Red Bull umgesetzt und die Entwicklung im Windkanal verboten würde, wäre das ein Rückfall in die Steinzeit des Autobaus. „Ich denke, dass das eine dumme Idee ist“, knurrte Arrivabene beim Grand Prix in China, „ein normales Straßenauto ist zu irgendeinem Zeitpunkt auch im Windkanal entwickelt worden.“

Einfallsreich waren sie schon immer bei Red Bull, deshalb holte das Team vier Jahre in Folge sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel. Doch die aktuellen Einfälle haben wenig mit außergewöhnlichen Ingenieursleistungen zu tun, sie sind vielmehr Ausfluss von Überlegungen, wie denn der deutliche Rückstand gegen Mercedes und Ferrari im Kampf um WM-Punkte verkürzt werden könnte. Beim Rennen in Schanghai war Daniil Kwiat mit Motorschaden ausgeschieden, Daniel Ricciardo wurde von Sieger Lewis Hamilton überrundeter Neunter. So stand der Vorschlag im Raum, die Formel 1 möge aus Kostengründen auf Windkanäle verzichten und stattdessen die Boliden mit einem Einheitschip an ihren CFD-Computern zu entwickeln.

Die seit 2014 grassierende Erfolglosigkeit setzt Red Bull zu, die schleichende Verwandlung des einst brillanten Bullen in ein mattgraues Mäuschen im Formel-1-Zirkus tut weh. Und im Eifer der schmerzhaften Hilflosigkeit werden neben unausgereiften Ideen noch knallende Wortsalven abgefeuert. Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz sprach erneut über den Ausstieg aus der Formel 1, wenn „das Team nicht über eine wettbewerbsfähige Antriebseinheit verfügt“. Laut gebrüllt, doch ist der Rennstall bis 2020 an die Serie gebunden. Ein Bulle im Porzellanladen – so musste Christian Horner nach dem China-Grand-Prix die Sätze des Vorgesetzten zügig relativieren. „Wenn man genau auf seine Kommentare blickt“, sagte der Teamchef, „dann ermutigt er Renault, sich zu verbessern und die Arbeit ordentlich zu machen. Renault kann es besser.“

Positiv bleiben, sagt sich der Brite, nur so kommt das Team aus der Sackgasse. Die Pleitenserie wirkt sich schließlich nicht nur negativ auf das peppige Image von Red Bull aus, sondern auch auf den Kontostand. Das Team ist nur Nummer fünf in der Tabelle anhand der am Saisonende das Geld verteilt wird. Als Vizeweltmeister 2014 gab es rund 75,4 Millionen Euro, der WM-Fünfte erhielt 59,5 Millionen Euro – bei einem geschätzten Budget von 425 Millionen Euro würden 15 Millionen weniger zwar keine riesige, doch eine spürbare Lücke reißen. Und beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf, nicht nur bei Dietrich Mateschitz.