Franz Pitzal (vorne rechts) betet gemeinsam mit den Besuchern für den Frieden. Foto: Jürgen Bach

Zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine treffen sich zahlreiche Menschen am Weltkulturpfad in Renningen.

Sie reckt die Arme zum Himmel, über ihrem Kopf schwebt das Wort „Frieden“ – so steht sie da, die Skulptur am Weltkulturpfad in Renningen, die aus Anlass des 77. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 2022 aufgestellt wurde. Schon damals hatte das Mahnmal gegen den Krieg durch den Angriff auf die Ukraine wieder schreckliche Aktualität bekommen. Zu dieser Friedensfigur hatten Vertreter der örtlichen Kirchengemeinden am Freitag zum ökumenischen Friedensgebet eingeladen.

„Als der Krieg anfing, dachten wir, es wird nur ein paar Tage gehen“, erinnerte sich der ehemalige Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, Franz Pitzal, der mit der Franz-Pitzal-Stiftung rührig wie eh und je ist. „Jetzt ist schon ein Jahr vergangen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine, und es ist noch kein Ende in Sicht“, sagte Pitzal, als er die zahlreichen Teilnehmenden, den evangelischen Posaunenchor sowie den katholischen Pater Gasto Lyimo und die evangelische Pfarrerin Renate Egeler an diesem nasskalten Abend bei einbrechender Dunkelheit begrüßte. Renate Egeler sprach von einem traurigen Anlass, bei dem es umso wichtiger sei, „dass wir hier zusammenkommen“.

Bischof Stanislav Shyrokoradiuk spricht übers Telefon zu den Menschen

Franz Pitzal ist bekanntlich mit Kirchenvertretern in aller Welt vernetzt. An vielen Orten konnte er mit Spendenaktionen helfen. Auch mit dem Bischof Stanislav Shyrokoradiuk von Odessa ist er verbunden. Während der Veranstaltung gelang es, telefonischen Kontakt zu dem ukrainischen Geistlichen herzustellen, der dann einige Worte an die Teilnehmer des Friedensgebets richtete. Er setze auf die Kraft des Gebets, betonte der Bischof. Für die konkrete Hilfe für die Menschen vor Ort, etwa durch Spenden und Lebensmittelpakete, dankte er herzlich. Damit die Hilfe weitergehen kann, konnten die Besucher gegen eine Spende Kerzen mitnehmen und zu einem Imbiss greifen.

Unter den Gästen war auch der Landrat Roland Bernhard. Dass Putin Krieg gegen die Ukraine führen würde, „haben wir uns vor einem Jahr nicht vorstellen können“, so Bernhard. Er bewundere die Ukrainer, wie ein kleines Volk sich gegen einen so übermächtigen Aggressor zur Wehr setze und sich für sein demokratisches Land einsetze. Es gelte jetzt, viel Klugheit und Weisheit an den Tag zu legen, um den Krieg zu beenden. Er beneide die Politiker nicht um diese schwierige Aufgabe. Der Landrat wies daraufhin, dass der Landkreis 3000 Plätze für die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine geschaffen sowie 72 Kinder aus Heimen in Kiew übernommen habe. „Wir müssen dafür kämpfen und beten, dass bald ein Frieden kommt“, sagte er.

Neuer Stein als Symbol für Schrecken von Krieg und Krankheit

Renate Egeler zitierte aus der Bergpredigt, „selig sind die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden“. Sie fuhr fort: „Selig sind die, die zum Frieden beitragen – doch was so einfach klingt, ist so schwierig zu erreichen“, sagte sie. Der Bruch des Völkerrechts dürfe nicht geduldet werden. Gleichzeitig wisse man, dass immer mehr Waffen immer Tod bedeuteten.

Waffen in Form eines Panzers und Kreuze hatte der Renninger Steinmetz und Bildhauer Wolfgang Steudle auf einem großen Kalkstein angebracht, zusammen mit den Worten „Krieg“ und „Ukraine“. Darunter stehen die Begriffe „Pandemie“ und „Corona“, wie der Krieg ebenfalls Geißeln der Menschheit, erklärte Steudle. Das Motiv des Panzers sei entstanden, als die Diskussionen um die Panzerlieferungen an die Ukraine heftig geführt wurden, die Kreuze sollen deutlich machen, dass Krieg den Tod bringe und jeder nur verlieren könne. Der Stein soll künftig die anderen Mahnmale im Bergwald ergänzen.