Golfen – ein Sport mit Frischluft-Garantie. Foto: dpa

Nach einer obskuren Formel entscheidet der europäische Golfverband über die Einstufung eines Amateur-Spielers. Angeblich wegen eines faireren Spiels.

Fellbach - Auch wenn es um Golfen geht, handelt dieser Artikel eher vom gesunden Menschenverstand – und seinem Nichtvorhandensein.

Der Europäische Golfverband, der sich eigentlich um reibungslose Runden der Schlägerschwinger kümmern sollte, hat sich ein hanebüchenes Handicap für Hobbyspieler ausgedacht: Wer Golf-Turniere spielt und dabei ziemlich schlecht abschneidet, wird seit zwei Jahren zusätzlich bestraft.

Nicht genug, dass sich das Handicap (eine Art Rangliste) des Spielers bei jedem Wettbewerb bei einem miesen Abschneiden sowieso verschlechtert, sattelt der Verband noch einen drauf und verpasst dem Spieler am grünen Tisch – nach einem wahrscheinlich monatelang ausgetüftelten Dreisatz– am Saisonende noch weitere Strafpunkte. Mit dem fast schon hämischen Hinweis, dass das künftige Spiel des Fellbacher Golfers dadurch fairer würde.

Am Beispiel des VfB Stuttgart kann man bestens die Absurdität dieser nicht gerade feinsinnigen Formel demonstrieren. Die Brustring-Fußballer haben mit Ach und Krach den Verbleib in der Bundesliga geschafft. Wenn jetzt die Golfverbandsregeln gelten würden, bekäme der VfB wegen zu häufigen schlechten Spiels ein paar Strafpunkte mehr aufgebrummt – und wäre abgestiegen. Natürlich nur wegen des „faireren Spiels“. Was da wohl bei den Fußballfans abginge – vom kollektiven Aufschrei bis zum Amoklauf wäre alles denkbar.

Oder wenn der Deutsche Tennisbund mit seinen Mitgliedern so umginge. Da spielt einer 20 Turniere im Jahr und sammelt mehr oder weniger reichlich Ranglistenpunkte. Und am Saisonende kommen die Regulier-Rowdys, erklären, dass Platz 20 in der Tabelle nicht gerechtfertigt ist und dass Platz 25 doch viel angemessener sei. Eine völlig unverständliche Anmaßung.

Denn ein Sinn hinter dieser Reglementierungs-Manie ist für Golfer nicht zu erkennen. Es sei denn, dass weniger Turniere gespielt werden sollen. Denn wer nicht spielt, kann auch nicht bestraft werden.

Im übrigen gilt das Ganze auch umgekehrt. Wer einige Male ordentlich abschneidet, wird – gegen seinen Willen – zusätzlich besser gestuft. Das kommt auch nicht gut an, denn wenn man so spielen könnte, hätte man ja das entsprechende Handicap. So aber muss der Spieler erst mal auf dem Platz beweisen, dass er wirklich so gut ist – was in der nächsten Saison möglicherweise wieder zur gewaltsamen Verschlechterung durch die Bürokratie-Bewahrer führen kann.

Es gibt leider keine Regel, dass nicht nur Aktive, sondern auch Funktionäre fair spielen sollen. Schade. Denn mit Sportlichkeit hat das nichts zu tun. Vom gesunden Menschenverstand ganz zu schweigen!