Die Besucher der Republica in Berlin können aufmunternde Worte von Sascha Lobo gut gebrauchen. Foto: dpa-Zentralbild

Es ist ein düsteres Bild, das viele Redner auf der Republica von der Zukunft zeichnen. Doch Online-Guru Sascha Lobo macht den Internet-Nutzern wieder Mut.

BerlinSascha Lobo gibt die Hoffnung nicht auf. Auch wenn der Internet-Guru kaum noch daran glaube, dass die Verantwortlichen der NSA-Spähaffäre zur Verantwortung gezogen werden. Schließlich sei die Gesamtzahl der entlassenen Mitarbeiter nach den Snowden-Enthüllungen in der vergangenen Woche gerade einmal auf die Zahl zwei gestiegen: Gerhard Schindler, der bisherige Chef des Bundesnachrichtendienstes, und Edward Snowden selbst. Aber alle diese Rückschläge sollen die Hoffnung nicht dämpfen. „Trotzdem möchte ich versuchen, optimistisch zu bleiben“, sage Lobo am Montag auf der Internetkonferenz Republica.

Immer wieder bittet er das Publikum darum, die schlechten Nachrichten in seiner Rede mit „Trotzdem“-Zwischenrufen zu quittieren. Sascha Lobo ermuntert die Zuhörer im Saal stattdessen dazu auf, ihre Stimme gegen rechte Strömungen zu erheben. „Ich möchte euch dazu auffordern, euren Optimismus zu behalten.“

Und das können die Besucher der Republica tatsächlich gut gebrauchen. Denn viele Redner zeichnen ein düsteres Bild der Online-Welt.

Eben Moglen kritisiert fehlende Privatsphäre im Netz

So auch Eben Moglen. Der Professor für Rechtsgeschichte aus den USA warnt davor, dass die Online-Konzerne den Nutzern immer mehr die Privatsphäre entziehen. Konzerne wie Facebook experimentierten mit den Informationen, die von den Mitgliedern ins Netz gestellt werden. „Wir müssen weg von diesen Plattformen“, sagte Moglen. „Das ist nicht das Netz, das wir wollen.“

Man könne nur noch Widerstand leisten, sagte Moglen. Oder sich mit Verschlüsselung gegen die Sammelwut der Unternehmen wehren. Der Professor verzichtet einfach komplett auf die Angebote der großen Online-Konzerne. Er teile auch gerne Fotos mit seinen Freunden, sagt Moglen. Aber eben nicht über Facebook und Co. Daher habe er auch keine Profile bei den sozialen Netzwerken.

Wenn künstliche Intelligenz außer Kontrolle gerät

Wenn es nach Kate Crawford geht, dann wird es höchste Zeit, dass Verhaltensregeln für künstliche Intelligenz festgelegt werden. Die Wissenschaftlerin aus den USA warnt vor den Folgen von Software, die außer Kontrolle gerät. Beispiele wie der misslungene Versuch mit dem Microsoft-Chatbot Tay würden zeigen, wie schnell sich friedliche Chatbots in rassistische Hass-Software verwandeln können. „Wenn Systeme so entworfen werden, dass sie die Nutzer nachahmen, dann können sie auch manipuliert werden“, sagte Crawford am Montag auf der Internetkonferenz Republica in Berlin.

Schon jetzt sei Software darauf ausgelegt, alle möglichen Daten der Nutzer zu sammeln. Und keiner weiß, was damit passiert. Als abschreckendes Beispiel nennt die Forscherin die Analyse-Software „i2 EIA“ von IBM, die Flüchtlinge von Terroristen unterscheiden soll. Diese Software erstelle ein ziemlich intimes Profil anhand von öffentlich zugänglichen Daten. Das Problem sei, sagt Crawford, dass niemand kontrollieren könne, ob die Daten vielleicht manipuliert worden sind – und somit völlig falsche Informationen über einen Flüchtling ausspucken.