Sternschnuppe am Nachthimmel: Wunsch flieg los Foto: dpa

In der Nacht zum Donnerstag erreicht der Meteorschauer der Perseiden seinen Höhepunkt. Bringen Sternschnuppen Glück? Unser Kolumnist Uwe Bogen hat eine kleine Umfrage bei Facebook dazu gemacht.

Stuttgart - Manche Dinge sind so selten, dass sie eine höhere Bedeutung haben müssen, bilden wir uns ein. Wenn Sternschnuppen durch die Nacht sausen und funkeln, schicken nicht nur Romantiker heimlich ihre Wünsche gen Himmel. Kein störendes Mondlicht (am Donnerstag ist Neumond) und keine störenden Wolken dürften den Blick aufs spektakuläre Naturschauspiel trüben. Experten sagen, dass in der Nacht zum Donnerstag pro Stunde 60 bis 80 Meteore verglühen werden. Der Höhepunkt soll zwischen 2 und 4 Uhr sein.

Bringt ein Meteor Glück?

Doch bringt ein Meteor, der verglüht, wirklich Glück? Ist es ihm nicht schnuppe, was auf der Erde geschieht? Bei wem von uns haben sich dank einer Sternschnuppe schon mal Wünsche erfüllt?

Derart elementare Fragen des Lebens bespricht man heutzutage mit den Mitglieder seines sozialen Netzwerks, die Facebook zu Freunden ernennt. „Freunde“ sind in diesen modernen Zeiten also keine Seltenheit, eher eine inflationäre Erscheinung, die dafür aber nicht so schnell verglüht wie ein Meteor.

Einer meiner Facebook-Freunde – ein junger Künstler – reagiert auf meine Frage erstaunt. „Klar bringen Sternschnuppen Glück“, schreibt er mir zurück, „welcher Narr behauptet etwas anderes?“

Schnell muss man sein

Ein anderer – er ist Autor – ist zwar kein Narr, hatte aber bisher kein Glück mit den rasenden Partikeln. Dennoch nimmt er sie in Schutz: „Dafür können die Sternschnuppen nichts. Ich spreche ihnen ihre Wirkung nicht ab. Es liegt allein an mir. Ich bin zu langsam. Bis ich weiß, was ich mir wünschen soll, sind sie längst weg.“

Eine Facebook-Freundin – eine Schauspielerin – berichtet von einer Sternschnuppen-Nacht im Urlaub: „Spitze Schreie der Damen, wenn sie eine Sternschnuppe gesichtet hatten, beifälliges ,Au gseha!’ der Herren, nur ich schaute quasi immer einen Wimpernschlag zu spät. Wünsche ghett, aber nix gseha.“

Eine weitere Freundin meines sozialen Netzwerks liefert eine schöne Erklärung für die Mythenbildung: „Was an diesem Himmelsphänomen so fasziniert, ist die Idee oder die Hoffnung, das Schicksal oder den Zufall beeinflussen zu können.“

Menschen brauchen Wünsche

Auf in die Nacht der Wünsche! Es ist komisch: Je besser es einem geht, desto mehr Wünsche hat man. Wenn es dir schlecht geht und du sehr krank bist, hast du hingegen nur einen einzigen Wunsch.

Klar ist: Wünsche, die einem bei Sternschnuppen in Sinn kommen, müssen geheim bleiben, sonst erfüllen sie sich nicht. Selbst wer normalerweise nichts vom Aberglauben hält, macht mit. Ohne Wünsche, Träume und Fantasien wäre die Welt arm dran. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn nicht alle Wünsche wahr werden. Sie sterben ohnehin an ihrer Erfüllung. Und die Menschen brauchen Wünsche, weil sie ihnen Energie geben.

Nah gehen einem die fünf häufigsten Wünsche von Sterbenden. Man überdenkt sein eigenes Leben. Eine Hospizschwester hat die Wünsche von Menschen am Ende ihres Lebens aufgeschrieben:

Erstens: Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen – anstatt eines, das andere von mir erwarteten. Zweitens: Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet. Drittens: Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen. Viertens: Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben. Fünftens: Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.

Schauen wir in den Nachthimmel!

Und dann wecken wir das Glück.