In Kornwestheim nicht erwünscht: Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat. Foto: dpa-Zentralbild

SPD- und Grüne/Linke-Fraktion setzen sich mit ihrem Antrag durch.

Kornwestheim - Glyphosat – nein danke. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich ein Beschluss bringen, den der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) in dieser Woche mehrheitlich gefasst hat. Von dem Verbot, das aber lediglich für die Flächen gilt, die im Eigentum der Stadt sind, sind mehrere Beteiligte betroffen:• die Stadt selbst, die allerdings nach eigenen Angaben aber auch bisher keine Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat aufgebracht hat.• Unternehmen, die im Auftrag der Stadt Grün- oder Sportflächen in Kornwestheim pflegen. Sie werden vertraglich verpflichtet, auf Glyphosat, das im Verdacht steht, beim Menschen Krebs auszulösen und zum Rückgang der Artenvielfalt beizutragen, zu verzichten.• Landwirte und Gärtner, die ein Grundstück bei der Stadt gepachtet haben. In neuen Pachtverträgen wird die Kommune das Verbot verankern. Bei laufenden Vereinbarungen sollen die Pächter bis spätestens 2023 eine freiwillige Verzichtserklärung unterzeichnen.

Dieses Vorgehen sei Kornwestheims „kleiner Beitrag“ zu mehr Umweltschutz, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz in der AUT-Sitzung in dieser Woche. Den Antragstellern sei bewusst, dass sie damit nicht die Welt retten würden. Sozialdemokraten, Grüne und Linke warnen in ihrem Papier vor den hormonellen Wirkungen von Glyphosat auf den menschlichen Körper. Auf Sport- und Spielplätzen könnten Besucher mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen, wenn er dort ausgebracht werde.

Mit Hans-Joachim Schmid und Martin Ergenzinger (beide CDU) stimmten lediglich zwei Stadträte gegen den Antrag, ihre Fraktionskollegen enthielten sich der Stimme. Insbesondere Ergenzinger, von Beruf Landwirt, fühlte sich persönlich angegriffen. „Das ist ein Misstrauen sondersgleichen“, sagte er und verwies darauf, dass er als Landwirt Sachkundenachweise erbringen müsse. „Wir müssen uns weiterbilden“, sagte er. Kein Landwirt bringe zum Spaß Pflanzenschutzmittel auf den Äckern aus. Ergenzinger sagte, dass die Bahn Ausnahmegenehmigungen habe und „auf den Golfplätzen all das angewendet wird, was in der Welt erfunden worden ist“. Die ganze Debatte sei „sehr scheinheilig“, sagte der CDU-Stadtrat.

„Die Emotionen haben überhandgenommen“, formulierte es Hans-Joachim Schmid, von Beruf Landschaftsgärtner. Es gebe schon so viele Vorschriften für die Branche, da bedürfe es nicht auch noch solcher Einschränkungen, sagte er im AUT. Durch Anträge dieser Art werde der Verdacht geschürt, die Bauern seien „die Verschmutzer des Landes“. Schmid weiter: Auch Wurst und Fleisch stünden im Verdacht, krebserregend zu sein. Das nehme aber niemand zum Anlass, Verbotsanträge zu formulieren.