Mit dem Wartburg haben der Kornwestheimer Thomas Sälzle und sein Freund Thomas Meinicke an der Baltic-Sea-Circle-Raylle teilgenommen. Foto: z

Eine Reise, die reich an Eindrücken war

Kornwestheim - - Es ist eine einzigartige Landschaft: Sandstrände, schroffe Gipfel, die bis zu 1000 Meter aus dem Atlantik in die Höhe ragen, liebliche Täler und Buchten, die sich sanft in die Bergwelt schmiegen. Die Lofoten im Nordwesten von Norwegen, bestehend aus etwa 80 Inseln, sind malerisch. „Da würde ich schon nochmal hin“, sagt Thomas Sälzle, der gerade erst dort war. Gemeinsam mit seinem Freund Thomas Meinicke hatte der Kornwestheimer bei der Baltic-Sea-Circle-Rallye ausgiebig Zeit, die Landschaft zu genießen. In 16 Tagen ging es von Hamburg aus durch Dänemark, Schweden, Norwegen, wo auch ein Stop am Nordkap eingelegt wurde, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zurück zum Startpunkt. Gefahren sind die beiden nicht in irgendeinem Auto, sondern – wie alle anderen Rallye-Teilnehmer auch – in einem echten Klassiker, einem grellgrünen Wartburg 353 W. Das war nämlich Startbedingung: Das Auto musste mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben.

„Ich habe schon ein gewisses Alter, da kommt die Begeisterung für solche Autos automatisch“, sagt der 45-Jährige, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und als Designer in der Automobilbranche arbeitet. Die Rallye um die Ostsee sei nicht zu vergleichen, sagt Sälzle, der auch schon bei anderen Oldtimer-Rennen am Start gewesen ist.

Neben der eindrücklichen Landschaft – auch in Südschweden an der Küste hat es dem Kornwestheimer außerordentlich gut gefallen – hat Sälzle noch einiges anderes von der Spritztour mitgenommen. Zum Beispiel, wie selbstverständlich es in Europa geworden ist, sich frei zu bewegen. „Das ist mir bei den Grenzübertritten nach Russland klar geworden“, sagt er. Außerdem sei die Internetabdeckung vor allem in Skandinavien viel besser als in Deutschland, das in diesem Punkt „noch Entwicklungsland“ sei.

Dass die Baltic-Sea-Circle ein großes Abenteuer ist, wie sie vom Veranstalter beworben wird, das hat der Kornwestheimer nicht ganz so empfunden. Zwar haben Thomas und Thomas auch Elche und Rentiere vor ihr Fotoobjektiv bekommen, aber „sich verfahren oder vom Weg abkommen, das konnte man eigentlich nicht“. Dass die beiden – beispielsweise in Schweden – im Zelt genächtigt haben, war neu für Sälzle. „Ich war froh, dass ich einen Schlafsack hatte, der über Discounter-Niveau war“, sagt der 45-Jährige.

Abenteuerlicher war es da, den alten Wartburg um die Ostsee zu kutschieren. Bereits am Start in Hamburg gab der Tacho den Geist auf, am dritten Tag zickte der Motor. Thomas Meinicke, der den Motor zusammengeschraubt hatte, nahm die Verantwortung auf sich und fuhr die 16 Tage durch, für Sälzle blieb nur der Beifahrersitz. „Ein Wermutstropfen war das aber nicht“, sagt er. „Außerdem ist das Auto wirklich komfortabel.“

Es sei ein bisschen schade gewesen, dass es auf dem letzten Teilstück viel geregnet habe – und wenn man so lange gemeinsam unterwegs sei, seien irgendwann halt auch die Gesprächsthemen erschöpft. „Viele der anderen Teams hatten während der Fahrt Kontakt über CD-Funk“, sagt Sälzle. „Das hatten wir leider nicht.“

Reichlich Spenden für den guten Zweck haben die beiden „Thomasse“ mit ihrer Tour gesammelt – ein Teil geht an „Anna“, einen Verein, der krebskranke Kinder unterstützt, die andere Hälfte an ein Kinderkrankenhaus im Senegal. Teilweise haben die beiden das Geld vor der Rallye bei Freunden und Bekannten eingesammelt, außerdem gab es Unterstützung über Facebook. Überhaupt war die Resonanz über das soziale Netzwerk relativ groß.

Über eine Geschichte amüsiert sich Thomas Sälzle beim Rückblick auf die Ostsee-Umrundung besonders. „Irgendwann hat sich einer aus dem tiefsten Sachsen bei uns gemeldet“, erzählt der Designer. Der Mann habe nichts besseres zu tun gehabt, als nachts die Webcam am Nordkap zu beobachten. Als die Kolonne mit den zahlreichen alten Autos vorbeikam, fiel ihm besonders der grüne Wartburg mit der Startnummer 26 auf, woraufhin der Mann recherierte und sich bei den beiden meldete.