Der Alte Markt Kornwestheim – der Straßenraum wird neu gestaltet. Foto: Sophia Herzog

Der Verkehrsknotenpunkt am Alten Markt in Kornwestheim soll neu gestaltet und geordnet werden.

Kornwestheim - Es ist keine einfache Kreuzung: Auf engstem Raum treffen fünf Straßen aufeinander. Am Alten Markt westlich der zwei Bahnunterführungen in der Innenstadt kreuzen sich eine wichtige Ost-West-Verbindung (Bahnhof-/Holzgrundstraße) und eine nicht minder bedeutsame Nord-Süd-Verbindung (Villeneuve-/Bahnhofstraße).

Diesen Knotenpunkt will die Stadt Kornwestheim neu gestalten. Das bietet sich gerade jetzt an, wird doch die Bahnbrücke in der Bahnhofstraße erneuert. Am Pfingstwochenende soll das neue Bauwerk, das neben der alten Brücke errichtet wird, an seinen neuen Standort geschoben werden. Anschließend sollen die Straßenbauer anrücken und dem Alten Markt ein neues Aussehen verpassen.

Und das kann nunmehr auch geschehen, denn die Stadträte gaben im Ausschuss für Umwelt und Technik grünes Licht dafür. Dirk Maisenhölder, der Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, hatte sich noch einmal kräftig ins Zeug gelegt, um noch offene Fragen aus einer vorhergehenden Beratungsrunde zu beantworten. Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich am Ende von den rund 250 000 Euro teuren Plänen zwar nicht hundertprozentig überzeugt, aber die Richtung stimmte für die meisten. Ein „Nein“ kam lediglich von den drei Stadträten der Freien Wähler.

Doch was ist denn konkret geplant? Insbesondere die Radfahrer profitieren von der Neugestaltung des Alten Markts. Sie erhalten in der Villeneuvestraße, in der westlichen Holzgrundstraße und in der Bahnhofstraße unter der Bahnbrücke sogenannte „aufgeweitete Radaufstellbereiche“. Das heißt, dass sie sich dann an der Ampel vor die Autos stellen dürfen, sie bekommen sozusagen die Poleposition. Und noch einen Pluspunkt gibt es für die Radfahrer: ein separater Fahrradstreifen ist am Alten Markt in südlicher Richtung vorgesehen – und zwar zwischen den beiden Autospuren. Vier öffentliche Parkplätze längs der Straße müssen dafür allerdings weichen.

Ein weiterer Baustein der Neugestaltung: Oberhalb der Bahnhofstraße, wo sich vor Beginn der Bauarbeiten Kleingärten befanden, könnte Platz für ein Urban-Gardening-Projekt, also für Gartenbau von Privatleuten mitten im Stadtgebiet, ausgewiesen werden.

Als zu gefährlich erachten die Freien Wähler den Radstreifen zwischen den Autospuren. Auch der Wegfall der Parkplätze missfällt ihnen, weshalb sie den Plänen ihre Stimmen versagten. Die Grünen im Ausschuss waren ebenfalls nicht rundum glücklich. „Das ist noch nicht des Rätsels Lösung“, sagte die Stadträtin Edda Bühler. Es sei ein Torsoprojekt, weil es noch keine Radkonzeption fürs Stadtgebiete gebe. Aber es sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Ein Ja kam auch von der CDU, obgleich die Christdemokraten Zweifel haben, dass die Flixbusse beim Abbiegen vom Alten Markt in die Holzgrundstraße die Kurve kriegen. Ihnen erscheint auf den Plänen die Verkehrsinsel auf dem Alten Markt als zu groß. Martin Ergenzinger (CDU): „Es wäre nicht das erste Insel, die in Kornwestheim nicht passt.“ Er spielte damit auf eine zu groß geplante und gebaute Verkehrsinsel auf der Ludwigsburger Straße an. Bedauerlich sei es auch, dass Parkplätze wegfielen, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä. Aber das sei der Preis für die zusätzliche Radfahrerspur am Alten Markt. „Man muss abwägen und Verluste in Kauf nehmen.“ Bartholomä warnte davor, zwischen den unterschiedlichen Mobilitätsformen zu polarisieren. Es müsse für Akzeptanz gesorgt werden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz sieht den neuen Alten Markt als einen Baustein für die klimagerechte Gestaltung der Innenstadt. Der Verkehr müsse neu organisiert werden, man müsse Einschnitte hinnehmen. „Anders funktioniert es nicht.“