Auf dem Römerhügel soll ab dem Jahr 2020 Energie aus Sonnenlicht gewonnen werden. Foto: dpa

Beim Bau der Kollektoren auf dem Römerhügel sind noch viele Fragen offen.

Kornwestheim - Stolz auf Deutschlands größte Solaranlage, die die Stadtwerke auf Ludwigsburger und Kornwestheimer Gemarkung bauen wollen, ist kaum zu verspüren. Eher Skepsis. Die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik haben gestern Abend gleichwohl grünes Licht für die Sonnenkollektoren gegeben, die südlich des Römerhügelwegs – und damit in Kornwestheim – aufgestellt werden sollen. Trotzdem: Sie haben noch eine Reihe von Fragen und äußerten auch den Verdacht, dass nicht alles so sauber läuft, wie es die Energieform zu sein vorgibt.

Der Bund soll zehn Millionen zuschießen

Schon mehrfach hatten Stadträte – allerdings in nicht öffentlichen Sitzungen – danach gefragt, warum die Stadtwerke auf Flach- und nicht auf Röhrenkollektoren setzen. Letztere sollen effektiver, aber auch teurer sein. Eine Antwort haben sie nach eigenem Bekunden nie erhalten. So gehe Vertrauen verloren, kritisierte Hans Bartholomä, Vorsitzender der CDU/FDP-Fraktion, gestern Abend. Und so wiederholten Stadträte aus Reihen der CDU, Freien Wähler und SPD ihre Anfragen: Auf welche Fläche könnten die Stadtwerke verzichten können, wenn sie auf die Röhrentechnologie setzen würden? Bräuchte man dann möglicherweise die Fläche auf Kornwestheimer Gemarkung nicht? Röhrenkollektoren, so Bartholomä weiter, seien nicht nur effektiver, sie hätten auch noch einen anderen Vorteil: Sie seien mit Wasser gefüllt, während sich in den Flachkollektoren Glykol befinde. Bei einem Leck würde also nur Wasser ins Erdreich gelangen, nicht aber Glykol.

Antworten mit detaillierten Zahlen bekamen die Stadträte gestern Abend nicht, gleichwohl bemühte sich ein Vertreter der Stadtwerke um Aufklärung. Vorgabe des Bundes, der zehn Millionen der veranschlagten 13 Millionen Euro, die die Anlage kostet, übernimmt, sei eine hohe Wirtschaftlichkeit gewesen. Und die sei bei den Flachkollektoren gegeben.

Am Montag läuft die Frist ab

Weitere Antworten auf die Fragen der Stadträte sollen nachgeliefert werden, versprach Oberbürgermeisterin Ursula Keck, schränkte aber ein, dass das möglicherweise hinter verschlossenen Türen geschehen werde, weil man die Stadtwerke nicht dazu verpflichten könne, Wirtschaftlichkeitsberechnungen coram publico vorzulegen. Hans Bartholoma zeigte sich damit nicht einverstanden: „Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, das zu erfahren.“ Keck räumte auch ein, dass im Zusammenhang mit der Solarthermieanlage nicht alles gut gelaufen sei.

Unabhängig von den noch aussstehenden Antworten beauftragte der Ausschuss die Stadtverwaltung, den Stadtwerken grünes Licht für den Bau der Solaranlage zu geben. Anderes wäre auch nicht möglich, erläuterte Baubürgermeister Daniel Güthler. Er sehe die Stadt in der Pflicht, den Bauantrag zu genehmigen – und zwar bis Montag, weil dann eine Frist ablaufe.

Der Gemeinderat in Ludwigsburg muss auch zustimmen

Das Vorgehen der Stadtwerke kritisierte Hans Bartholomä. Der normale Weg sei es, Verträge erst dann abzuschließen, wenn die Genehmigungen von Seiten der Kommune vorliegen würden. Die Stadtwerke würden sich ihr Vorhaben aber erst im Nachhinein genehmigen lassen und hätten die Kollektoren schon bestellt.

Und in der Tat: In Ludwigsburg, wo der Großteil der Kollektoren aufgestellt und zudem das Technikhaus errichtet wird, entscheidet der Gemeinderat abschließend erst in der kommenden Woche über den erforderlichen Bebauungsplan. Für die Stadtwerke drängt allerdings die Zeit: Die Anlage muss bis Mitte 2020 fertiggestellt sein, ansonsten gehen Zuschüsse des Bundes verloren.