Im Rathaus versucht man sich an neuen Konzepten, um Erzieherinnen in die Kitas zu locken.
Personal finden für Kindergärten und Kindertagesstätten – das fällt vielen Kommunen schwer. Alleine in Kornwestheim sind derzeit im pädagogischen Bereich 19 Stellen nicht besetzt. Besonders schwierig ist es hier, für Ganztagesangebote genug Fachkräfte zu finden: In Kornwestheim sind es zurzeit elf zu wenig. Deshalb möchte die Verwaltung nun mithilfe einer Kampagne neue Fachkräfte anlocken. Außerdem soll ein Fortbildungsprogramm die Stadt als Arbeitgeber attraktiver machen – auch für bereits bestehende Mitarbeiter.
Seit vergangenem Juni ist Anke Weinreich in der Stadt für Kindergärten und Kindertagesstätten zuständig. Von ihren früheren Positionen sei sie es gewohnt, dass es eine gedruckte Broschüre mit Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher gebe, sagte sie jüngst im Ausschuss für Soziales und Integration. Deshalb habe sie ein solches Heft nun auch in Kornwestheim eingeführt. Darin finden sich zahlreiche Weiterbildungen, aber auch Kurse, die den Erzieherinnen selbst zugute kommen sollen. „Viele sind zwischen 40 und 60 Jahren alt, da ist die Rückengesundheit oft ein wichtiges Thema“, so Anke Weinreich. Deshalb gibt es regelmäßig ein Rücken-fit-Programm.
Schwerpunkte mit Fortbildungen
Der Schwerpunkt der Fortbildungen soll dabei jedes Jahr ein anderer sein. Diesmal ist die Begleitung der Betreuungseinrichtungen zurück in das offene oder teiloffene Konzept besonders wichtig. Das bedeutet, dass die Kitas langsam wieder zu dem Zustand zurückgehen, der vor der Pandemie normal war. Zurzeit haben Kitas noch feste Gruppen, sogenannte Kohorten, und mischen Kinder sowie Betreuer so wenig wie möglich durch, um Ansteckungen zu verringern.
Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr sei die Medienpädagogik. Anke Weinreich berichtet, dass sich viele Kitas dank Fördergeldern Laptops, Beamer und sogenannte Tiptoi-Stifte, die Geschichten vorlesen und Stimmen aufnehmen können, angeschafft haben. Im Zuge von Weiterbildungen soll nun der richtige und sinnvolle Umgang mit den Geräten erlernt und vertieft werden.
Langfristig möchte Anke Weinreich auch mehr Inhouse-Seminare anbieten können. Also Kurse, die vor Ort und für alle Mitarbeiter einer Kita angeboten werden. „Meistens führt das zu einer besseren und nachhaltigeren Umsetzung des Gelernten, als wenn nur eine Kollegin zum Seminar geht und das Wissen dann ins Team tragen muss“, sagt Weinreich. Alle Veranstaltungen, die von Januar bis März geplant waren, sind coronabedingt jedoch erst einmal verschoben worden. Ab Mai wolle man endlich starten. Anke Weinreich ist davon überzeugt, dass ein gutes Fortbildungsprogramm wichtig ist. „Wir wollen unser Personal damit binden und halten“, sagt sie, „außerdem hat es einen Personalgewinnungsaspekt: Viele Bewerber fragen heutzutage, welche Fortbildungen der Arbeitgeber bieten kann.“
Arbeitgeberin ist die Stadt
Da der Arbeitgeber in diesem Fall die Stadt Kornwestheim selbst ist, steht das Fortbildungsheft nur den städtischen Kitas und ihren Mitarbeitern zur Verfügung. Das Heft ist in diesem Jahr zum ersten Mal erschienen und soll künftig regelmäßig herausgegeben werden, sagt die städtische Pressesprecherin Lisa Herfurth.
Um neues Personal für Kitas zu gewinnen, hat die Stadt auch einen Slogan entwickelt: „Korn to be wild“. Stellenausschreibungen und Plakate sind damit verziert. „Das ist eine junge, moderne Art, den pädagogischen Bereich in den Vordergrund zu rücken“, sagt Lisa Herfurth. Um eine größere Reichweite zu bekommen, veröffentlicht die Stadt ihre Stellen auf diversen Online-Portalen. Lisa Herfurth weist außerdem darauf hin, dass es auch Vorteile haben kann, als Ganztagsbetreuer in Schicht zu arbeiten: „Man kann zum Beispiel private Termine ganz anders legen.“ Außerdem spreche man von minimalen Verschiebungen und nicht von Nachtschichten. Als Ganztag gelten in Kornwestheim Betreuungsangebote ab 7,5 Stunden.