Die Supermarktkette Delhaize kämpft in Belgien mit Problemen, aus diesem Grund will sie nun alle ihre Filialen als Franchisegeschäfte weiterführen. Doch die Belegschaft wehrt sich. Foto: /Krohn

Die belgische Lebensmittelkette Delhaize will viele Filialen im Franchisebetrieb weiterführen. Doch die Angestellten gehen dagegen auf die Straße.

Der Markt der Lebensmittelläden in Europa ist hart umkämpft. Das bekommen nun die Kunden der führenden Supermarktkette Delhaize in Belgien zu spüren. Seit Wochen stehen sie immer wieder vor verschlossenen Türen. Grund ist ein Streik des Personals. Das reagiert damit auf die Ankündigung der Geschäftsführung, alle Filialen zu Franchisebetrieben zu machen. Aufgebrachte Angestellte haben sogar kurzzeitig das zentrale Auslieferungslager für frische Lebensmitteln in Zellik bei Brüssel blockiert. Es ist der längste Streik in der Unternehmensgeschichte. Delhaize hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 75 Millionen Euro Verlust gemacht.

Insgesamt betreibt Delhaize in Belgien 636 Geschäfte und hat schon vor einigen Jahren damit begonnen, kleinere Filialen wie Shop&Go nur noch im Franchisebetrieb zu führen. Nun sollen die letzten 128 größeren Supermärkte in diese Unternehmensform umgewandelt werden.

Massiver Widerstand der Delhaize-Belegschaft

Dagegen aber regt sich der massive Widerstand der Belegschaft und Gewerkschaften. Die befürchten, dass sie unter den selbstständigen Betreibern zu schlechteren Lohn- und Arbeitsbedingungen beschäftigt werden und dass es zu Jobverlusten kommt.

Dem widerspricht das Management. Für die Filialmitarbeiter ändere sich nichts, versichert Delhaize in einer Mitteilung: „Alle Mitarbeiter der betroffenen Supermärkte behalten ihre Jobs und werden an diesem Übergang teilnehmen. Sie behalten auch ihr Gehalt und ihre Arbeitsbedingungen.“ Die Gewerkschaften schenken dieser Ankündigung allerdings wenig Glauben. Sie gehen davon aus, dass vor allem die Arbeitsverträge in Zukunft schlechtere Bedingungen bieten werden.

Zugleich wirbt die Delhaize-Geschäftsführung um Verständnis für die Maßnahme. In den vergangenen Jahren sei in die selbst betriebenen Supermärkte viel investiert worden, und dennoch sei der Umsatz stetig gesunken. Demgegenüber hätten die Delhaize-Geschäfte im Franchisebetrieb ihre Marktanteile im gleichen Zeitraum ständig gesteigert. „Dank ihrer starken Wurzeln, ihres Unternehmertums und der Flexibilität ihres Betriebs können sie sich immer schnell und erfolgreich an die sich ändernden Bedürfnisse der Verbraucher und des Marktes im Allgemeinen anpassen“, erklärt das Management.

Delhaize hat eine lange Tradition in Belgien

Delhaize ist ein Unternehmen mit einer langen Tradition in Belgien. Gegründet wurde es 1867 in der Nähe von Charleroi. Heute betreibt die Firma fast 3000 Supermärkte in vielen Ländern Europas. Auch ein kurzes Intermezzo auf dem hart umkämpften deutschen Markt war dabei. Im Jahr 2003 eröffnete die Kette vier Märkte im grenznahen Aachen und in Köln. Sechs Jahre später zog sich Delhaize aber wieder zurück und verkaufte die Standorte an Rewe.

Inzwischen hat sich in den Arbeitskampf in Belgien sogar Wirtschaftsminister Pierre-Yves Dermagne eingeschaltet. Er schlägt vor, in der offensichtlich verfahrenen Situation einen Schlichter einzuschalten, der das Management und die Gewerkschaften wieder an einen Tisch bringen soll.

Für die Filialen gibt es schon Interessenten

Die Geschäftsführung von Delhaize scheint allerdings fest entschlossen, ihre Pläne umzusetzen. Konzernsprecher Roel Dekelver bestätigte Berichte, dass sich für die Übernahme der zur Diskussion stehenden 128 Filialen schon fast 200 Interessenten gemeldet hätten. Es gebe Standorte, die begehrter seien als andere, räumte er ein. Doch Delhaize gehe davon aus, dass alle Supermärkte an Franchisebetreiber abgegeben werden können.