Papst Franziskus am vergangenen Dienstag an einer Messe für die Jungfrau Maria von Guadalupe im Petersdom Foto: dpa/Andrew Medichini

Am Sonntag feiert Papst Franziskus seinen 87. Geburtstag – und für den Fall der Fälle hat der betagte Pontifex schon einmal vorgesorgt. Franziskus erlebt gerade einen schwierigen, von Konflikten und Kritik geprägten Advent.

Wenn er einmal sterbe, dann wolle er in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore seine letzte Ruhe finden, hat Franziskus jüngst in einem Interview mit dem mexikanischen Sender N+ erklärt. Er habe in der großen Kirche – die Santa Maria Maggiore ist eine der vier Papstbasiliken der Ewigen Stadt – bereits seine Grabstätte vorbereiten lassen; sie stehe nun bereit. Er habe die Kirche wegen seiner großen Verehrung für die Jungfrau „Salus Populi Romani“, deren Ikone sich in der Basilika befindet, ausgewählt. Die Santa Maria Maggiore, die sich zwischen dem Bahnhof Termini und dem Kolosseum befindet, war auch die erste Kirche gewesen, die Franziskus nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 besucht hatte.

Wenn man in ein gewisses Alter komme, müsse man sich vorbereiten, erklärte der Papst gegenüber dem Sender. Aus diesem Grund habe er auch den päpstlichen Zeremonienmeister angewiesen, das Protokoll für Papstbegräbnisse auszudünnen: Diese würden in Zukunft deutlich einfacher gestaltet als bisher. Mit seinem bekannten Sinn für Selbstironie fügte Franziskus an, dass „der neue Ritus mein erster sein wird“. Gleichzeitig hielt er ein weiteres Mal fest, dass er „im Moment“ nicht an einen Rücktritt denke. Für das Beispiel, das sein Vorgänger Benedikt XVI. gegeben habe, empfinde er aber große Sympathie, und er habe den lieben Gott gebeten, „dass ich selber ,basta‘ sagen kann – aber erst dann, wenn er es will“, betonte der Papst.

Gerade erst ist der Papst von einer schweren Grippe genesen

Dass sich Papst Franziskus in diesen Tagen mit Gedanken an seinen Tod oder an einen eventuellen Rücktritt beschäftigt, liegt möglicherweise nicht nur daran, dass er am Sonntag 87 Jahre alt wird und erst gerade von einer hartnäckigen, schweren Grippe und Atembeschwerden genesen ist. Er spürt, wie seine Kräfte allmählich nachlassen, und er hat gesagt, dass er für das kommende Jahr bisher nur eine Auslandreise fix geplant habe, jene nach Belgien. Die sehr viel weiteren und anstrengenderen Reisen in seine Heimat Argentinien und nach Polynesien, die eigentlich ebenfalls schon auf der päpstlichen Agenda für 2024 standen, könnten auch wieder gestrichen werden, schrieb der in Vatikan-Angelegenheiten gewöhnlich gut unterrichtete „Corriere della Sera“.

Das Pontifikat von Franziskus befindet sich gerade in einer schwierigen Phase: Wegen seiner Stellungnahmen zum Nahostkonflikt musste er sich von jüdischer Seite vorwerfen lassen, sich zu wenig mit Israel solidarisiert und zu wenig zwischen Angreifern und Angegriffenen unterschieden zu haben. In einem offenen Brief an den Papst forderten mehr als 400 Juden aus aller Welt, der Vatikan müsse das „terroristische Massaker der Hamas“ an israelischen Zivilisten von den „zivilen Opfern des israelischen Selbstverteidigungskrieges unterscheiden“. Franziskus wurde sogar eine „antiisraelische Haltung“ unterstellt, mit der er dem christlich-jüdischen Verhältnis schade.

Kritik kam auch bereits aus der Ukraine

Ähnliche Kritik war zuvor auch schon in der Ukraine laut geworden. Sowohl beim Nahostkonflikt als auch beim Krieg in der Ukraine übersehen die Kritiker freilich, dass die von Franziskus demonstrativ geübte Neutralität und „Äquidistanz“ zu den jeweiligen Konfliktparteien einen guten Grund hat: Der Papst, dem jede Form von Blutvergießen und Krieg ein Gräuel ist, hofft darauf, dass die vatikanische Diplomatie eine Vermittlerrolle zur Beendigung dieser Konflikte einnehmen könne. Wie realistisch diese Hoffnung ist, bleibt dahingestellt – aber klar ist, dass eine solche von vornherein unmöglich würde, wenn der Papst von der einen oder anderen Seite als parteiisch wahrgenommen würde.

Die jüngste Frustration erlebte der kapitalismuskritische Papst mit der Wahl des neoliberalen Rechtspopulisten Javier Milei zum Präsidenten Argentiniens. Die Antipathie beruht auf Gegenseitigkeit: Im Wahlkampf hatte Milei dem Papst eine „Affinität zu mörderischen Kommunisten“ vorgeworfen und ihn als „Vertreter des Bösen auf Erden“ bezeichnet. Der Heilige Stuhl und Papst Franziskus hatten auf diese Beschimpfungen nicht reagiert. Nun hat der neu gewählte Präsident seinen Landsmann auf dem Papstthron offenbar nach Argentinien eingeladen. Die Tiraden des Präsidenten gegen ihn dürften die Wahrscheinlichkeit, dass der Besuch zustande kommt, nicht unbedingt erhöht haben. Auch wenn der Papst im Interview mit N+ erklärte, dass das, „was im Wahlkampf gesagt wird, unter den Tisch fällt“.