Der 47-Jährige soll auch einen Mitarbeiter des Jobcenters angegriffen haben. Foto: stock.adobe.com

Vor dem Landgericht Stuttgart muss sich ein 47-jähriger Mann wegen Angriffen auf Behördenmitarbeiter und Passanten verantworten. Einem Mitarbeiter des Ordnungsamts Schorndorf soll er in den Hals gebissen haben.

Gleich zweimal in der ersten Viertelstunde äußert der Mann auf der Anklagebank seinen Unmut. „Damit war ich nicht einverstanden“, sagt er zum ersten Mal, als der Vorsitzende Richter Ulrich Tormählen nur aus den Akten verliest, dass der Angeklagte Ende Oktober vergangenen Jahres in Untersuchungshaft gekommen war. „Nicht einverstanden“ ist er zudem, als ihm angeboten wird, eine Besprechung mit seinem Verteidiger doch gleich im Sitzungssaal zu machen. Er will lieber in das kleinere Beratungszimmer.

Der 47-Jährige hat häufig offenbar seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Das hat dazu geführt, dass er seit Ende März vorläufig im psychiatrischen Krankenhaus in der Weissenau untergebracht ist. Wenn es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft geht, soll er dort noch einige Zeit länger behandelt werden. Sie hält ihn für gefährlich für die Allgemeinheit. Anlass dafür könnte die Anklage sein, die die Staatsanwaltschaft gegen den 47-Jährigen vor dem Landgericht Stuttgart erhoben hat: Körperverletzung in fünf Fällen wirft sie dem Mann vor.

Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts erleidet eine Bisswunde

Zunächst soll er im Juli vergangenen Jahres im Jobcenter in Schorndorf einem Mitarbeiter ohne erkennbaren Grund auf den Unterarm geschlagen haben. Als ein Kollege dazu kam, habe er diesem eine Ohrfeige versetzt. Rund fünf Wochen später, Ende August, wurde er laut Anklage im Ordnungsamt in Schorndorf gewalttätig: Dort soll er zunächst versucht haben, einem Mitarbeiter einen Faustschlag zu versetzen. Als dieser auswich, sei er auf ihn gesprungen und habe ihm in den Hals gebissen, sodass der Mann eine Bisswunde erlitt.

Wiederum eine Woche später, Anfang September, soll er einen Mitarbeiter des Bauhofs in Backnang auf einem Spielplatz zunächst beleidigt und dann einen Faustschlag versetzt haben. Als dieser floh, habe er ihn verfolgt und nach einem Sturz mehrfach ins Gesicht getreten. Nochmals fünf Tage später hat er laut Anklage einen Passanten auf einer Bank in Backnang attackiert, als dieser seiner Aufforderung nicht nachgekommen war, von dort zu verschwinden.

Zu den Tatvorwürfen wollte sich der Angeklagte auf Anraten seines Anwalts nicht detailliert äußern. Er meinte nur etwas nebulös, er sei angegriffen worden, seine Gegner hätten das geplant. Darüber hinaus lebe er seit sieben Jahren ohne festen Wohnsitz auf der Straße und wolle wieder in sein Heimatland zurück. Ihm fehlten nur noch die Papiere.

Zwei Zeugen bestätigten die Anklage jedoch mit eindrücklichen Schilderungen. So berichtete der Bauhofmitarbeiter, der Angeklagte sei hinter einem Busch aufgetaucht und habe zu ihm gesagt: „Du Arschloch, hau ab. Zeig mir mal deinen Ausweis.“ Als er sich entfernt habe, sei ihm der Mann gefolgt und habe mit Fäusten auf ihn eingeschlagen. Er sei dann weggelaufen, was sich wegen der schweren Arbeitsschuhe jedoch mühsam gestaltet habe. Als er einen Schuh verloren habe und gestürzt sei, habe ihn der Angeklagte mehrfach ins Gesicht getreten. „Er hat auf mich eingeschlagen wie ein Verrückter, ich war richtig geschockt“, berichtete der 59-Jährige sichtbar beeindruckt. Er sei danach zwei Stunden lang operiert worden, die Folgen spüre er zum Teil noch bis heute. Bis jetzt habe er wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung nicht wieder arbeiten können. Er sei in psychologischer Betreuung und habe immer wieder Angstattacken.

Das Opfer beklagt eine geschwollene Lippe und einen Bluterguss

Ein 42-Jähriger berichtete, er habe „Am Obstmarkt“ auf einer Bank auf seinen Zahnarzttermin gewartet, als der Angeklagte auf ihn zugekommen sei und ihn aufgefordert habe, zu verschwinden. Als er sitzen geblieben sei, habe ihn der Mann an den Haaren gezogen, ins Gesicht geschlagen und dabei eine Grimasse gezogen. Folgen seien eine geschwollene Lippe, ein Bluterguss und über mehrere Wochen schmerzende Rippen gewesen, so der Zeuge.