Auf dem Steinheimer Campus werden die einzelnen Gebäudeteile künftig miteinander vernetzt. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadt Steinheim rüstet ihr Warnsystem auf und setzt dabei auf technische Lösungen und auf einen Ansatz, der Einsatzkräften die Orientierung erleichtert.

Natürlich hofft niemand, dass der Worst Case jemals eintritt und irgendwann jemand auf dem weitläufigen Steinheimer Schulcampus im größeren Stil gewalttätig wird oder gar einen Amoklauf startet. Dennoch möchte die Stadt auf solche Fälle bestmöglich vorbereitet sein. Aus diesem Grund hat der Ausschuss für Technik und Umwelt am Dienstag auch grünes Licht gegeben, mehr als 300 000 Euro in den Aufbau eines Orientierungssystems und eine Evakuierungsanlage zu investieren.

Automatische Durchsage auf Knopfdruck

Was Letztere anbelangt, gehe es nicht zuletzt darum, zusätzliche Alarmmelder zu installieren, erklärt Arnd Füldner vom Bauamt der Kommune. Werden diese ausgelöst, erklinge in allen acht Gebäuden auf dem Gelände eine automatisierte Durchsage, wonach Schüler und Lehrer ihre Räumlichkeiten auf keinen Fall verlassen sollen. Dabei kommt der Stadt zugute, dass in den vergangenen Jahren bereits viel Geld in die Elektronik und den Glasfaserausbau auf dem Campus gesteckt wurde. Das liefere die Basis, um nun die einzelnen Gebäudeteile wie das Kinderhaus Lehenstraße, die Erich Kästner Realschule oder die Grundschule miteinander vernetzen zu können, erläutert Füldner. Damit niemand Schindluder treiben kann, dürften nur Befugte, also in der Regel Lehrer, die Alarmkette in Gang setzen. Vermutlich werde das per Chip geschehen.

Orientierung für Ortsunkundige

Eine Meldung wird dann zugleich an die Polizei gesandt. In der Einsatzzentrale kann auch nachvollzogen werden, von wo genau der Alarm abgesetzt wurde. Das alleine würde den ausrückenden Einheiten auf dem Campus allerdings nur bedingt weiterhelfen. Schließlich sind die Beamten nicht unbedingt ortskundig. An dieser Stelle kommt dann der zweite Bausteine ins Spiel, mit dem die Stadt Steinheim die Sicherheit verbessern möchte: das Orientierungssystem.

Amoklauf in Winnenden hat zu Umdenken geführt

Im Rems-Murr-Kreis vertraue im Grunde jede Schule auf so ein Konzept, erklärt Markus Strohmaier vom Waiblinger Büro mzwei. Der Steinheimer Campus sei nun der erste im Landkreis Ludwigsburg, für den seine Werbeagentur ein vergleichbares Angebot entwickelt habe. Im Rems-Murr-Kreis habe der Amoklauf in Winnenden den Stein ins Rollen gebracht. Die Situation vor Ort sei ohnehin schon chaotisch gewesen, und dann hätten sich die Einsatzkräfte auch noch an Geräuschen orientieren müssen, „weil die dortige Beschilderung nicht klar war“.

Jedes Gebäude wird einer Farbe zugeordnet

Mit dem neuen System soll sich jeder rasch zurechtfinden können. Damit sind auch Besucher gemeint, aber eben darüber hinaus Polizei und Co. Den einzelnen Gebäuden werden jeweils Farben und Buchstaben zugeordnet. Erkennungslettern sollen zudem auf den Gebäuden prangen. Dazu werden Stelen an den Hauptzufahrten und auf dem Gelände platziert, die die Farbsymbolik aufgreifen und anzeigen, was wo liegt. „Es werden auch Grundrisspläne erarbeitet, die der Schule und den Rettungsdiensten in elektronischer Form zur Verfügung gestellt werden“, kündigte Markus Strohmaier im Ausschuss an. Hier seien zudem die Nummern hinterlegt, die jedem Raum zugeordnet werden und die auch in den Gebäuden selbst auftauchen. Wenn also beispielsweise ein Alarm aus E5 gesendet wird, wäre allen klar: aus Raum 5 der Erich Kästner Realschule wird Hilfe angefordert.

Hilfreich für die Polizei

Umgesetzt werden soll all das 2023 und 2024. Ein Schritt, den man beim Polizeipräsidium Ludwigsburg begrüßen dürfte. „Je besser die vorliegenden Einsatzunterlagen und vor Ort wahrnehmbaren Möglichkeiten zur Gebäudebeschreibung sind, desto besser können die Einsatzkräfte der Polizei im Einsatzraum agieren“, erklärt Katharina Beck von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. Da man bei der Einführung solcher Systeme nur beratend tätig sei, könne man aber nicht sagen, wie viele Schulen im Landkreis ebenfalls auf solche Modelle vertrauen. Soweit man wisse, hätten aber auch andere Bildungsstätten solche Lösungen zur besseren Orientierung entwickelt.