Vater Sven genießt mit seinen Töchtern Elina und Vivien den Tag auf dem Frühlingsfest. Foto: LICHTGUT/Zophia Ewska

Zum langen Wochenende bei frühsommerlichen Wetter zieht es nochmal viele Leute aufs Frühlingsfest. Die Beschicker hoffen auf ein versöhnliches Finale.

Himmelfahrt, Vatertag, Kaiserwetter – nach den kühl-grauen Tagen der letzten beiden Wochen haben viele den sonnigen Feiertag für einen Besuch auf dem Frühlingsfest genutzt. Weil der Wonnemonat Mai endlich Fahrt aufnimmt, hoffen auch die Beschicker jetzt auf ein versöhnliches Wasen-Finale.

Sven Ringe hat schwer zu tragen. Auf seinen Schultern sitzt ein kapitaler Gorilla, der sich breit grinsend übers Frühlingsfest tragen lässt. Das gigantische Plüschtier hat der Vater von zwei Töchtern an einem sogenannten Barbercut-Automaten gewonnen. Bei diesem Automatenspiel muss ein dünner Faden, an dem der Gewinn hängt, mit Hilfe eines automatischen Schneidewerkzeugs durchtrennt werden. Fingerspitzengefühl ist gefragt und natürlich eine Portion Glück.

Dem 42-jährigen Donzdorfer ist es gelungen, und zum Dank darf der Familienvater jetzt den Riesenaffen über das Frühlingsfest schleppen. Ringe verbringt den Vatertag mit seinen beiden Töchtern Elina und Vivian auf dem Wasen. In diesem Jahr ist er schon das zweite Mal auf dem Rummelplatz. „Und voraussichtlich sind wir am Sonntag auch noch ein drittes Mal hier“, sagt er.

Das große Gedränge auf dem Wasen bleibt aus

Ein wenig wundert sich der Donzdorfer, dass in diesem Jahr bislang das ganz große Gedränge ausblieb. Selbst am Donnerstag sind die Laufwege zwischen den Fahrgeschäften und Buden noch längst nicht rappelvoll. „Lange anstehen muss man jedenfalls auch heute nirgendwo“, sagt Ringe.

Yvonne Steger vom Süßwarenstand Steger rechnet jetzt schon mit etwa einem Drittel weniger Umsatz als im vergangenen Jahr. Die Stimmung ist deshalb auch am sonnigen Himmelfahrtstag bei den Beschickern getrübt. „Man hat das Gefühl, dass die Leute weniger Geld zur Verfügung haben“, sagt Steger. „Ich hoffe, die nächsten sonnigen Tage werden nochmal besser.“

Am durchwachsenen Zuspruch in diesem Jahr trifft Familie Frech aus Filderstadt mit Sicherheit keine Schuld. Sie sind am Donnerstag schon zum dritten Mal auf dem Frühlingsfest. „Heute sind wir wegen des schönen Wetters gekommen“, sagt Mutter Frech. Auf dem Plan stehen bei der Familie ein Besuch beim Wasenwirt und ein paar Runden mit den Fahrgeschäften. Die Tochter schwärmt von einer Fahrt mit der Alpina-Achterbahn, den kleinen Bruder zieht es zur Petersburger-Schlittenfahrt. „Und ich bin nur zum Churros essen gekommen“, sagt sie und muss dann herzlichen lachen.

Maureen und ihr Mann Senjeer wohnen erst seit vier Monaten in Stuttgart. Das Paar, sie Französin aus Nantes, er stammt aus Indien, sind ganz begeistert vom Frühlingsfest. „Bei uns in Frankreich gibt es nur kleine Rummelplätze“, betont die 32-Jährige. „Und Hütten, in denen man Bier trinken kann, gibt es gar nicht.“ Drei Mal seien sie diese Jahr schon auf dem Wasen gewesen. Genug haben sie noch lange nicht. „Uns gefällt das wirklich sehr.“

Gestandene Väter sind am Vatertag auf dem Frühlingsfest übrigens reichlich anzutreffen. Doch anders als zu erwarten, sind die meisten davon ganz brav in Begleitung ihrer Familien unterwegs. Den Tag ganz bewusst feuchtfröhlich im Bierzelt zu verbringen, nehmen sich meistens Gruppen aus jüngeren Männern vor. So wie die 21-jährigen Moritz Ebner und Arnold Schneider, die am Donnerstag mit Freunden auf dem Wasen unterwegs sind.

„Nein, ein Vatertagausflug ist das bei uns nicht“, sagt Ebner. „Wir sind alle Arbeitskollegen.“ Im Hofbräu-Zelt will die gut gelaunte Runde bis zum späten Abend durchfeiern. „Bei uns geht‘s heute noch bis ganz zum Schluss.“