Geschafft: Caroline Wozniacki gewinnt bei den US Open gegen Petra Kvitova. Foto: AFP/Sarah Stier

Tennisprofi Caroline Wozniacki beeindruckt bei ihrem US-Open-Comeback mit einem Sieg über Petra Kvitova. Dabei hat die zweifache Mutter nicht nur Gegnerinnen auf dem Platz.

Vor drei Monaten spielten Kim Clijsters und Caroline Wozniacki gemeinsam im Legenden-Wettbewerb der French Open. Clijsters war schwer beeindruckt von ihrer Partnerin: „Sie war mir und den anderen Rentnerinnen ein gutes Stück voraus“, erinnert sich Clijsters lächelnd, „sie spielte einfach beeindruckend.“ Was dann passieren würde, hatte Clijsters nicht wirklich auf der Rechnung. Wozniacki, die zweifache Mutter, kündigte ihr Comeback im Profitennis an, zunächst bei den Turnieren in Montreal und in Cincinnati – dann auch bei den US Open.

„Sie ist nicht zurückgekommen, um einfach nur mitzuspielen“

„Wow“, dachte Clijsters da. Nicht zuletzt, weil ihr das Ganze ziemlich vertraut vorkam. Denn 2009 hatte ihr großes Tennis-Märchen deckungsgleich begonnen. Rückkehr auf die Centre Courts als frischgebackene Mama, im Spätsommer jener Saison, erst in Kanada, dann beim Masters in Cincinnati und den US Open. Die hollywoodreife Story der Belgierin endete mit dem sensationellen Pokaltriumph, aus nächster Nähe beobachtet zuletzt von ihrer Finalgegnerin. Und die hieß: Caroline Wozniacki. „Wer weiß, wo Caros Comeback jetzt endet“, sagt Clijsters, „eins ist jedenfalls klar: Sie ist nicht zurückgekommen, um einfach nur mitzuspielen. Sondern um Spiele zu gewinnen, viele Spiele.“

Ein ganz großes Match hat Wozniacki nun, 14 Jahre nach Clijsters´ Traumlauf, schon gewonnen in New York. Nach gut zwei Stunden in der Abendvorstellung des Mittwochs riss die 33-jährige Dänin die Arme in die Höhe: 7:5, 7:6-Gewinnerin des hochkarätigen Nostalgietreffens in der zweiten Runde mit der Tschechin Petra Kvitova. „Was gibt es Schöneres, als hier in der vollgepackten Ashe-Arena in der Night-Session zu spielen? Das ist einfach fantastisch“, sagte Wozniacki, die wie in ihren besten Tagen aufspielte – grundsolide, laufstark, leidenschaftlich. Ganze zwölf einfache Fehler unterliefen der Konterspezialistin in einer Partie, die tatsächlich die Option eines weiten Turniervorstoßes aufzeigte. Inspiration für ihr neues, zweites Berufsleben habe sie nicht nur bei Freundin Serena Williams, sondern auch bei der einstigen Finalgegnerin Clijsters gefunden, sagte Wozniacki: „Sie haben auch mir gezeigt, was möglich ist als Mutter.“

Tückische Krankheit: Rheumatoide Arthritis

Wozniacki liegt gewiss im Trend des weiblichen Wanderzirkus, in dem inzwischen viele Spielerinnen versuchen, Familie und Profisport möglichst reibungsfrei miteinander zu verbinden. Ihre Geschichte allerdings unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den Wohlfühlstorys der anderen Mütter: Denn die einst gut 70 Wochen auf dem Tennisgipfel thronende Dänin muss ganz nebenbei auch noch mit einer tückischen Krankheit fertig werden, die sie nie so ganz verläßt – Rheumatoide Arthritis.

Das ist eine Autoimmunkrankheit, bei der der eigene Körper plötzlich zum Feind wird, Entzündungen in vielen Gelenken auslösen und auch innere Organe schädigen kann. 2018 war die „RA“, wie Wozniacki das Übel nennt, erkannt worden, 2020 hatte Wozniacki dann bei den Australian Open ihre Karriere erst mal beendet. Es war, wie sie sagt, „verdammt bitter“, gerade weil sie als eine der Fittesten auf der Frauentour galt, als unerschütterliche Kämpferin obendrein.

„Ich habe meinen Körper in der Balance und unter Kontrolle.“

Inzwischen hat Wozniacki die rheumatischen Probleme „ganz gut im Griff“, obwohl Hochleistungstennis mit seinen extremen Belastungen nicht gerade als erste ärztliche Beratungswahl für Patienten gilt. „Ich habe meinen Körper in der Balance und unter Kontrolle“, sagt Wozniacki.

Tennis hatte sie nach ihrem Rücktritt erst mal gar nicht mehr gespielt, die Schläger nicht angerührt. Doch dann, nach der Geburt des zweiten Kindes, von Söhnchen James, kam im vergangenen Herbst doch wieder der Impuls, mal auf den Court zu gehen, ein paar Bälle zu schlagen. „Es lief sehr gut. Ich habe auch einfach gedacht: Du bist noch so jung, warum nicht noch mal probieren. Man soll halt nie Nie sagen“, so die Dänin, die in der dritten Runde auf die Amerikanerin Jennifer Brady trifft.