Barbara Traub, Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, spricht sich für eine Spendenaktion für einen Moscheebau aus Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Vorstandssprecherin der ­Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), Barbara Traub, kann sich eine Spendenaktion der christlichen und jüdischen Gemeinden in Stuttgart für den Bau einer repräsentativen Moschee vorstellen.

Stuttgart - Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), Barbara Traub, kann sich eine Spendenaktion der christlichen und jüdischen Gemeinden in Stuttgart für den Bau einer repräsentativen Moschee vorstellen. Hierzu habe es aber noch keine Gespräche gegeben. Umgekehrt hätten in Ulm Muslime und Christen Spenden für die Tora, die jüdische Gebetsrolle, gesammelt, als dort 2012 eine neue Synagoge gebaut wurde.

Traub und die Vertreter der christlichen Kirchen in Stuttgart verweisen auf positive Auswirkungen, die eine repräsentative Moschee in Zentrumsnähe mit sich bringen könnte. „So eine Moschee würde Muslimen in Stuttgart das Signal geben, dass sie akzeptiert werden. Das würde der Integration dienen“, sagt der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig. „Jede Religion sollte das Recht haben, sich in der Mitte der Stadt zu zeigen, anstatt nur in Hinterhöfen gelebt zu werden.“ Der katholische Stadtdekan verweist auf die erhöhte Transparenz, die eine zentrumsnahe Moschee bringen könnte. „Dann wird wahrgenommen, wie offen das Haus ist“, sagt Christian Hermes. „Die Gefahr von Extremismus ist größer, wenn Religion in die Hinterhöfe verbannt wird.“ Zudem könne er den Wunsch nach einer repräsentativen Moschee nachvollziehen, „weil Religion immer mit Ästhetik zu tun hat“. Gläubige aller Religionen wollten Gebetsräume, „die etwas aussagen und schön gestaltet sind – und keine Hinterzimmer“. Auch IRGW-Vorstandssprecherin Traub bewertet Pläne zum Bau einer zentrumsnahen Moschee positiv. „Das wäre eine Aufwertung für die Muslime in der Stadt “, sagt Barbara Traub, „ich fände das schön.“

Für die Zukunft des Projekts rät der evangelische Stadtdekan, alle Pläne früh offenzulegen und Transparenz zu zeigen. Architektonisch sei zudem wünschenswert, dass die Moschee sich ins Stadtbild einfüge. Dies sei für den Erfolg wesentlich gewesen, als Schwesig als Gemeindepfarrer in Schwäbisch Gmünd vor rund zehn Jahren den Bau einer neuen Moschee erlebte. Zudem wünscht sich Schwesig eine Bildungseinrichtung für Außenstehende in der neuen Moschee, „damit die Leute nicht nur in der ‚Tagesschau‘ vom Islam hören“.

Traub und Hermes verbinden mit einer neuen Moschee neben Hoffnungen auch Erwartungen. „Ich erwarte, dass Muslime in Stuttgart sich im Gegenzug für die Religionsfreiheit in ihren Heimatländern starkmachen und für das Recht von Christen, dort Kirchen zu bauen“, sagt Hermes.

Traub betont zudem, dass ein Gebäude allein noch nicht für Transparenz sorge. „Ich würde mir wünschen, dass sich Muslime in einer Moschee im Zentrum noch besser mit den anderen Religionsverbänden vernetzen.“