Alexander Zverev musste sich bei den US Open dem Spanier Carlos Alcaraz geschlagen geben. Foto: Getty Images via AFP/MATTHEW STOCKMAN

Alexander Zverev kassiert im Viertelfinale der US Open eine deutliche Niederlage gegen Carlos Alcaraz. Nach den vorigen Strapazen ist der Olympiasieger weit von einer Topverfassung entfernt.

Alexander Zverev gratulierte Carlos Alcaraz, winkte kurz ins Publikum und verschwand schnell in den Katakomben. Mit einer deutlichen Niederlage gegen den Weltranglistenersten verpasste der Olympiasieger seine dritte Halbfinal-Teilnahme bei den US Open in Serie. Ausgelaugt vom Kraftakt im Achtelfinale fehlte dem 26 Jahre alten Hamburger die Energie für eine Überraschung - nach 2:30 Stunden musste sich Zverev dem 20 Jahre alten Titelverteidiger aus Spanien am Mittwochabend (Ortszeit) mit 3:6, 2:6, 4:6 geschlagen geben.  

Zwei Tage nach dem epischen Sieg gegen den Italiener Jannik Sinner wirkte Zverev keinesfalls fit, ließ sich nach dem zweiten Satz behandeln. „Er hat so hart gearbeitet, um zurückzukommen. Wir sind sehr, sehr glücklich, dass er wieder hier ist“, sagte Alcaraz nach seinem Sieg. Im Vorjahr hatte Zverev nach einer schweren Knöchelverletzung in New York gefehlt.

Der frühere Weltranglistenzweite muss damit weiter auf seinen ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Triumph warten. Alcaraz spielte zwar keinesfalls auf seinem höchsten Niveau, trifft aber in der Runde der besten Vier nun am Freitag auf den Russen Daniil Medwedew.

„Ich bin so glücklich wieder hier zu sein, das habe ich vermisst während meiner Verletzung“, sagte Zverev noch kurz vor dem Einlaufen ins größte Tennis-Stadion der Welt. „Ich werde alles tun, was ich kann. Hoffentlich wird es ein spaßiges Match.“ Die Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht. Dass Zverev zuvor mit mehr als 14 Stunden in vier Partien bei diesen US Open fast sechs Stunden länger als Alcaraz auf dem Platz stand, war deutlich zu sehen. 

Die Bedingungen waren bei 28 Grad nach 21 Uhr erneut schwierig

Nach den Strapazen des epischen Achtelfinals gegen Sinner hatte Zverev am Dienstag auf ein Training verzichtet. „Lasst uns sehen, wie sich Sascha erholt hat“, sagte der Russe Daniil Medwedew, kurz bevor sein Halbfinalgegner ermittelt wurde, mit einer Vorahnung. „Er war vor zwei Tagen in keiner guten Verfassung mehr.“

Die Bedingungen waren bei 28 Grad nach 21 Uhr erneut schwierig - doch kein Vergleich zur deutlich schwüleren Luft im Achtelfinale. Zu Beginn zeigte Zverev noch keine Ermüdung, hielt dem druckvollen Spiel seines sechs Jahre jüngeren Kontrahenten in den ersten Minuten stand. Zverev schlug mit bis zu 220 Stundenkilometern auf, Alcaraz antwortete ebenfalls mit hohem Tempo. Der Spanier versuchte, das Spiel mit seinen harten Angriffsschlägen früh zu dominieren. Dabei unterliefen ihm aber zunächst noch einige unnötige Fehler. Bei einem Seitenwechsel debattierte Alcaraz ungewohnt lange mit der Schiedsrichterin.

Binnen gut zehn Minuten kam es zu einer entscheidenden Phase der Partie: Zunächst ließ Zverev seinen ersten von zwei Breakbällen beim Stand von 3:3 mit einem leichten Rückhandfehler liegen. Direkt im nächsten Spiel nahm Alcaraz stattdessen dem Deutschen den Aufschlag ab. Vier Punkte später holte sich der zweimalige Grand-Slam-Titelgewinner nach insgesamt 48 Minuten den Auftaktsatz.

Die Führung des Favoriten entzog dem Publikum die Spannung. Anders als beim Duell von Zverev mit Sinner kam bei gut 23 000 Zuschauern im Arthur Ashe Stadium nur selten eine elektrisierende Atmosphäre auf. 

Direkt im dritten Spiel des zweiten Durchgangs schaffte Alcaraz das erneute Break, feierte mit einem Jubelsprung. Der Spanier wirkte nun deutlich lockerer, versuchte nach einem Punkt als Showeinlage einen Ball in seiner Hosentasche zu fangen. Als Alcaraz ihm erneut seinen Aufschlag abnahm, trottete Zverev mit gesenktem Kopf zu seiner Bank.

Nach dem Verlust des zweiten Satzes hängte sich die deutsche Nummer eins ein Handtuch mit Eis um den Hals, ließ einen Physio kommen, nahm eine medizinische Auszeit und verschwand in der Kabine. Mit nacktem Oberkörper wartete Alcaraz auf dem Platz. Dem Spanier fehlte die Spannung, doch Zverev ließ drei weitere Breakchancen ungenutzt. Beim Stand von 4:4 drehte Alcaraz noch einmal kurz auf, nahm Zverev den Aufschlag ab und jubelte wenig später.