Sportchef Schindelmeiser (li.), Trainer Hannes Wolf: Getrennte Wege Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart feuert kurz vor Saisonstart seinen Sportvorstand: „Ein logischer Schritt“, schreibt unser Autor Gunter Barner in seinem Kommentar, „denn der Zug rollte bereits ins Verderben. Schindelmeiser arbeitete ohne nachvollziehbaren Plan und ohne schlüssiges Konzept.“

Stuttgart - Der VfB Stuttgart kehrt zurück in die Bundesliga, die Euphorie ist riesig – und dann das: Die Bosse der gerade erst gegründeten Fußball-AG tauschen kurz vor Saisonbeginn wichtiges Führungspersonal: Sportvorstand Jan Schindelmeister muss gehen. Die Frage drängt sich auf: War das nötig? Ist es ein schlimmer Rückfall in Zeiten, als das weiß-rote Intriganten-Stadel ein Eigentor nach dem anderen schoss?

Wohl kaum. Die Verantwortlichen griffen in großer Einigkeit zur Notbremse, als der Zug unwiderruflich ins Verderben zu rasen drohte. Schon seit Ende vergangenen Jahres gab es Hinweise, dass Jan Schindelmeiser die Baustellen beim VfB zwar mit wolkigen Worten zu beschreiben vermochte, sie aber mit erstaunlich wenig Elan bearbeitete: stagnierende Nachwuchsarbeit, ärmliches Scouting und das Fehlen einer strategischen Planung für den Mannschaftskader.

Sehen Sie außerdem: Die wichtigsten Fragen zur Entlassung beantwortet Gunter Barner im Video.

Zu viele Alleingänge

Der wachsende Drang, vor allem die Transfergeschäfte im Alleingang zu regeln, verlieh der Kritik an der Arbeit des selbstbewussten Sportchefs in den vergangenen Wochen zusätzliche Dynamik. Seit dem Dienstantritt des neuen Präsidenten Wolfgang Dietrich gilt die eherne Regel: keine Ein-Mann-Shows mehr beim VfB. Schindelmeiser hat das ungeschriebene Gesetz trotz mehrfacher Hinweise und guten Zuredens ignoriert. Zuletzt wohl beim Verkauf von Alexandru Maxim – ausgerechnet an den Ligarivalen Mainz 05.

Ratlos zurück blieben die VfB-Bosse auch mit Blick auf seine Ideen, die Mannschaft nach der Bundesliga-Rückkehr wirksam zu verstärken. Die Verpflichtung des oft verletzten Holger Badstuber als Abwehrchef löste wenig Euphorie aus. Auf Schalke gelang es ihm jedenfalls nicht, sich durchzusetzen. Das Prinzip Zufall und Hoffnung taugt aber nicht als Geschäftsmodell, wenn das Überleben in der Eliteklasse auf dem Spiel steht.

So betrachtet ist die Trennung logisch, sie war sogar überfällig. Der VfB darf sich beim Umbau keine Verzögerungen mehr leisten. Dass Jan Schindelmeiser in Teilen der VfB-Fangemeinde als einer der Architekten des Aufstiegs gefeiert wird, durfte bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Es erhöht aber den Erfolgsdruck auf die Führungscrew um Präsident Wolfgang Dietrich. Der nächste Schuss muss sitzen.

Der künftige VfB-Sportchef Michael Reschke genießt in der Branche den Ruf eines exzellenten Fachmanns, der nötigenfalls mit eisernem Besen kehrt. Doch auch für ihn gilt: Messt ihn an seinen Taten, nicht an seinen Worten.