Das Konzeptauto eines Sportcoupé zeigt das künftige VW-Design Foto: VW Volkswagen AG

Trotz glänzender Zahlen des Konzerns steht vor allem die Kernmarke VW vor einem schwierigen Jahr, meint unser Kommentator Michael Gerster.

Ohne Zweifel, die Zahlen können sich sehen lassen. Bei Umsatz und Gewinn hat der Volkswagen-Konzern mit seinen zwölf Marken 2014 Rekorde eingefahren. Beim Absatz haben die Wolfsburger erstmals in der Geschichte die Zehn-Millionen-Marke überschritten und sind kurz davor, den ewigen Rivalen Toyota vom Thron zu stoßen. „Wir blicken zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr“, sagt deshalb Konzernchef Martin Winterkorn, dessen Vertrag noch bis 2016 läuft.

Doch die Zahlen täuschen darüber hinweg, dass vor allem die Kernmarke VW vor Problemen steht. Von unten drängeln die hauseigenen Marken Skoda und Seat und zwingen VW zu hohen Rabatten, um die Autos in den Markt zu drücken. Dazu fehlt es an neuen Modellen.

Das stark wachsende und renditestarke Segment der Geländewagen hat VW sträflich vernachlässigt. Die im Sorgenmarkt USA angekündigten neuen SUV kommen erst Ende 2016 – und damit viel zu spät. Und ob der Passat von den Kunden wirklich als Premiumfahrzeug akzeptiert wird, muss sich erst noch weisen. Dass die Kernmarke vor einem schwierigen Jahr steht, belegen die aktuellen Zahlen. Während Audi oder Skoda weiter von Rekord zu Rekord eilen, musste VW in den ersten beiden Monaten ein Minus in Kauf nehmen.

Auf den neuen VW-Chef Herbert Diess warten also jede Menge Aufgaben. Der ehemalige BMW-Manager gilt als Mann der Effizienz und soll das von Winterkorn angekündigte Milliarden-Sparprogramm zügig umsetzen. Doch das allein wird nicht reichen, um die Marke wieder in die Erfolgsspur zu führen. Es ist wohl kein Zufall, dass Diess seinen Job bereits im Juni antritt, also früher als zunächst geplant. Bei VW drängt die Zeit. Sonst könnte aus einem schwierigen Jahr bald eine ernste Schwächephase werden.