Am Sonntag fährt die Schwebebahn in Wuppertal erstmals mit neuen Wagen. Foto: dpa

Am Sonntag fährt das Wahrzeichen Wuppertals, die Schwebebahn, erstmals mir einer neuen Generation avon Wagen. Der Jungfernfahrt ging ein jahrzehntelanges Mammutprojekt voraus.

Wuppertal - Sie ist das Wahrzeichen der Stadt: Die Schwebebahn in Wuppertal gibt es als Weingummi, auf Kugelschreibern, einer Kaffeetasse oder als Plätzchenausstecher. 85 000 Fahrgäste steigen an Werktagen auf den meterhohen Bahnsteigen ein und gleiten auf etwas schaukeliger Fahrt durch die Stadt an der Wupper. An diesem Sonntag startet das über hundert Jahre alte Verkehrsmittel durch – mit neuen, in Spanien gebauten Wagen.

Der Jungfernfahrt ging ein Mammutprojekt voraus. Zwei Jahrzehnte lang wurden auf der 13,3 Kilometer langen Trasse Bahnhöfe und die massigen Gerüste erneuert. Insgesamt hat die Verjüngungskur 634 Millionen Euro gekostet. Weit mehr als die Hälfte des Betrags kam vom Land, 270 Millionen finanzieren die Wuppertaler Stadtwerke.

Der gesamte Fahrweg wurde neu gebaut

Die Schwebebahn ist einzigartig, deshalb musste der Ausbau maßgeschneidert sein. Der ganze Fahrweg wurde nach und nach neu gebaut. Die Erneuerung dauerte lange, weil bei laufendem Betrieb saniert wurde. Wegen Unklarheiten über die Förderfähigkeit waren die Bauarbeiten zeitweise sogar eingestellt worden. Mit dem Ausbau ist das schlimmste Unglück der Schwebebahn-Geschichte verknüpft: 1999 stürzte ein Zug ab, weil ein Metallteil an der Fahrschiene vergessen worden war. Fünf Fahrgäste starben.

Am Sonntag kommen fünf neue Wagen auf die Strecke. Ein neues Modell und zwei alte Wagen hängen dann im Wechsel hintereinander wie Perlen an der Kette. „Wir sind aufgeregt, wir freuen uns, und die Leute freuen sich auch“, sagt Holger Stephan, der Sprecher der Stadtwerke. Bis Anfang 2018 sollen alle 31 neuen Wagen am Gerüst hängen. Dann kann die Schwebebahn an den 20 Bahnhöfen zwischen Vohwinkel und Oberbarmen schneller und im Zwei-Minuten-Takt fahren.

Die neuen Wagen sind himmelblau angemalt. Von außen sind sie so groß wie die alten, innen aber geräumiger. Kinderwagen und Rollstuhlfahrer bekommen Platz. Und erstmals überhaupt gibt es gepolsterte Sitze. Die ausgemusterten alten Wagen werden größtenteils an Fans verkauft.

Bekanntester Fahrgast war ein Elefant

Die Schwebebahn hat die Stadt mit 350 000 Einwohnern weltweit bekannt gemacht. Eine solche Bahn, die über die Köpfe der Menschen hinweg saust und 24 Millionen Fahrgäste im Jahr befördert, hat sonst keiner. Das drückt sich auch in der Fülle der Souvenirs aus. Von den neuen Wagen im Spielzeugformat wurden schon über 1700 verkauft.

Ende des 19. Jahrhunderts konnten sich nur reiche Industriestädte eine Verrücktheit wie die Schwebebahn leisten. Andere bauten U-Bahnen - im Tal der Wupper strebte man nach oben. Die Städte Barmen und Elberfeld, die sich 1929 zu Wuppertal vereinigten, verwirklichten das verwegene Projekt. Die Trasse verläuft in der dicht bebauten, langgezogenen Stadt größtenteils über dem Fluss. Vor der Eröffnung 1901 kam sogar das Kaiserpaar und stieg ein. Ein „Kaiserwagen“ aus der ersten Baureihe ist immer noch zu Sonderfahrten unterwegs.

Bekanntester Fahrgast aber ist ein kleiner Elefant: 1950 löste „Tuffi“ bei einer Werbefahrt eine Panik an Bord aus. Der nervös gewordene Dickhäuter durchbrach ein Fenster und landete in der Wupper. Der Elefant kam mit ein paar Kratzern davon, die schwebende Bahn aber war um eine sagenhafte Geschichte reicher.