Alle in einem: Karlheinz Schmitt Foto: Jan Bosch

Zwischen Kindlichkeit und Grobheit: Im Stuttgarter Studio Theater feiert Raymond Cousses’ Stück „Kindereien“ Premiere. Alle Figuren werden von Karlheinz Schmitt gespielt, wie geht denn das?

Stuttgart - Raymond Cousses’ Stück „Kindereien“ erzählt vom Aufwachsen in einer unheimlichen Nachkriegsgesellschaft. Karlheinz Schmitt übernimmt im Studio Theater alle Rollen.

Herr Schmitt, was reizt Sie an diesem Stück?

Als mir „Kindereien“ vor einigen Jahren als Hörspiel erstmals begegnete, hat mich der Text direkt angesprochen. Dieser befremdliche Kontrast von Kindlichkeit und Grobheit, Dorfidylle und Abgründen.

Ist es nicht anstrengend alle Rollen selbst zu spielen?

Es kostet natürlich sehr viel Energie, aber es gibt mir auch die Freiheit, die Figuren so zu zeichnen, wie der Erzähler sie wahrnimmt. Auf der ersten Ebene spiele ich den Ich-Erzähler, der sich an seine Kindheit zurückerinnert. Dabei schlüpft er in die Rollen der mitspielenden Personen. Durch die kindliche Brille erscheinen die Erwachsenen als archetypische und, einschüchternde Figuren.

Wie viel Aktualität steckt in dem Stück?

Es zeigt, wie Kinder damit umgehen, wenn wir sie vor Themen bewahren wollen, um sie zu beschützen. In dem Stück kann das insbesondere durch die Extremsituation nach dem Krieg und die daraus resultierende Verrohung der Gesellschaft nicht funktionieren. Heute sind die Extremsituationen andere, aber die Frage, wann Kinder mit welchen Themen konfrontiert werden – mit Sex, Gewalt, Glaube und Tod – stellen wir uns weiterhin.

Premiere im Studio Theater Stuttgart am 10. Mai, 20 Uhr