Die Bierwagen an der Königstraßen durften am Mittwoch nicht öffnen – auch am Sonntag bleiben sie geschlossen. Foto: /ubo

Vom enormen Bierdurst der Fußballfans profitieren nicht alle Gastronomen: Am Königsbau mussten am Mittwoch sämtliche Bierwagen geschlossen werden. Wirte beklagen, dass Fangruppen an der City vorbeigeführt werden.

Bei den einen leerten sich die Bierfässer in Rekordzeit, bei den anderen blieben die Umsätze weit hinter den Erwartungen: Vom enormen Andrang und der großen Fußballbegeisterung in Stuttgart profitieren die Gastronomen nicht gleichermaßen. Vor allem in den vier Uefa-Fanzonen, in denen die Standgebühren sehr hoch sind, herrscht zum Teil große Verärgerung. Oft ist es dort ziemlich leer, was sich nur ändert, wenn ein Spitzenspiel wie das der Deutschen am Mittwoch ansteht.

Es gibt zwei Fanmeeting-Points: im Stadtgarten und im Schlossgarten

Was für Unstimmigkeit sorgt: Vor Spielen in der Stuttgart Arena werden die Fanmassen an zwei verschiedenen Orten gesammelt. Die einen Unterstützer treffen sich im Stadtgarten, die anderen im Schlossgarten an sogenannten Fanmeeting-Zonen. Dort gibt es jeweils Bierverkauf. Aus Sicherheitsgründen wird streng darauf geachtet, dass die verschiedenen Gruppen – das sind Tausende und Zehntausende von Fans – weit voneinander entfernt aufhalten. Von diesen beiden Fanmeeting-Points geht es dann direkt ins Stadion.

In die City zu den Fanzonen werden die Massen jedenfalls nicht geführt. Und genau damit haben Wirte gerechnet, als sie beschlossen haben, trotz der hohen Kosten für die Uefa mitzumachen. „Man sagte uns, es kommen Zehntausende von Fans“, betont ein Wirt, „doch jetzt kommen nur wenige.“ Den wenigen müsse er das Sponsorenbier Bitburger to go auch noch zum hohen Preis verkaufen. Wer ein paar Meter weiter in ein Lokal mit Freiterrasse sitze, zahle einen Euro weniger für das Bier – und erhalt dazu noch Service.

Beschwerdebrief an in.Stuttgart

Der Gastronom hat nun einen Beschwerdebrief an in.Stuttgart geschrieben, weil man ihn unter falschen Voraussetzung für die Bewirtung gewonnen habe. Seine Frage: „Will man die die Stadt nur als Kulisse nutzen, oder will man, dass die City auch abseits der großen Spiele belebt ist?“

Die Kosten sind hoch. Auf dem Schlossplatz etwa zahlt man nach unseren Informationen für die gesamte Spielzeit um die 50 000 Euro, dazu kommen Kosten für das Equipment und für die Logistik. Spieltage schlagen mit jeweils 1800 Euro zu Buche zwischen Königsbau und Neuem Schloss. Spielfreie Tage dagegen kosten an diesem Ort jeweils 900 Euro. Wer den Vertrag unterschreibt, muss komplett durch vier Wochen seinen Zeltstand öffnen und darf sich nicht nur Spieltage aussuchen, die für starkes Interesse und daher hohen Umsatz sorgen dürften.

In der Gastroszene heißt es nun, die vom bisherigen Verlauf der Umsätze enttäuschten Wirte der Fanzonen hätten Druck auf die Stadt ausgeübt, damit sie den Verkauf des billigeren Biers an Sonderständen auf der Königstraße vor dem Königsbau untersagt. Am Mittwoch wunderten sich viele Fans, dass sämtliche Bierwagen dort Ort geschlossen waren. Die Stadt begründet die Verordnung zur Schließung freilich mit Sicherheitsgründen.

Rathaus-Sprecher Oliver Hillinger erklärt, die Stadt habe kein Verbot ausgesprochen, sondern nur eine Beschränkung des Ausschanks am vergangenen Mittwoch sowie am Sonntag verfügt (bis 13 Uhr müssen an diesen Tagen die Bierwagen geschlossen sein). Der Grund dafür sei gewesen, dass es am vergangenen Samstag zu „erheblichen Personenverdichtungen“ gekommen sei, weil es einerseits Schlangen an den Bierständen, andererseits vor den Eingängen zur Fanzone gegeben habe.

„Da kann es zu panikartigem Gedränge kommen“

„Aus solchen Situationen können sich sehr schnell Gefahrensituationen entwickeln“, sagt Hillinger, „insbesondere panikartiges Gedränge oder Gewaltausbrüche zwischen einer Vielzahl an Personen.“ Bereits bei der Erteilung der Erlaubnis, die Bierstände aufzustellen, habe die Betreiber darauf hingewiesen, dass der Ausschank beschränkt werden sollte eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit eintreten. „Diesem Vorgehen haben die Gastronomen zugestimmt“, erklärt der Rathaus-Sprecher.

Die generelle Ausschankerlaubnis sei daran gebunden, dass bei Großveranstaltungen „grundsätzlich keine Gastronomie auf der Königstraße stattfinden darf“. Normalerweise führen die Wirte ihren Außenbereich vor dem Königsbau mit Stühlen und Tischen. Dies ist an Spieltagen untersagt. Um Umsatzeinbußen auszugleichen, war die Stadt bereit, ihnen eine Sondererlaubnis für Bierwagen zu erteilen, die nun aber eingeschränkt wird.