Dieses Vier-Parteien-Haus am Lauxweg in Heumaden steht seit mehreren Jahren leer. Foto: Caroline Holowiecki

Die Berichterstattung unserer Zeitung über ein leer stehendes Gebäude in Stuttgart-Plieningen hat ein großes Echo hervorgerufen. Anwohner ärgern sich auch anderswo über solche Häuser.

Filder - Nur die Dachspitze ragt noch aus dem Wald heraus, zu dem der Garten mutiert ist. Durch das Dickicht ist so gut wie nichts vom Haus zu erkennen. Nur so viel: Die Fenster sind eingeschlagen. Der Weg vom Gartentörchen aufs Grundstück: unpassierbar. Das Gebäude an der Dreizlerstraße in Heumaden fristet ein mehr als trostloses Dasein. Laut mehrerer Nachbarn soll es innen total vermodert sein. 20 Jahre schon soll es leer stehen, erzählt ein Senior, der gerade in seinem Garten arbeitet. Eine Ruine. Und das mitten in bester Wohnlage.

Vor Kurzem berichtete unsere Zeitung über ein verlassenes Gebäude in Plieningen, das ebenfalls verfällt. Die Immobilie an der Steckfeldstraße soll seit mindestens zehn Jahren ohne Mieter sein. Ein Nachbar erzählt, dass sie einer zerstrittenen Erbgemeinschaft gehören soll. Streitbar ist der Fall auch deswegen, weil in Stuttgart chronisch Wohnraum fehlt. Deswegen hat die Verwaltung Anfang 2016 ein Zweckentfremdungsverbot auf den Weg gebracht. Wohnungen dürfen nicht abgerissen, gewerblich verwendet, dauerhaft an Urlauber vermietet oder länger als sechs Monate leer gelassen werden, sonst drohen empfindliche Bußgelder. Das Plieninger Geisterhaus aber bleibt von dieser Regelung unberührt. Bauten, die schon vor der Einführung des Gesetzes leer waren, sind außen vor. Das Baurechtsamt kann lediglich an die Vernunft und den guten Willen der Eigentümer appellieren.

Wohnungsknappheit in der Region

Die Menschen aber ärgern sich über solche Fälle. Und es gibt sie trotz der Wohnungsknappheit und der hohen Mieten in der Region zuhauf. Bei Facebook nennen Nutzer etliche Beispiele von der Filderebene: in Unteraichen am Feldrand, ein Drei-Familien-Haus in Oberaichen, „in Filderstadt würde es statt zu einer Fotostrecke sogar zu einem Bildband reichen“, schreibt eine Frau. Bis vor Kurzem standen oder stehen noch immer zudem Häuser in Degerloch, Hoffeld und Kaltental leer. „Angesichts der Wohnungsnot ist das einfach unverantwortlich“, schreibt eine Frau bei Facebook.

Die Gründe der Eigentümer bleiben oftmals im Dunklen. Ein Haus mit mittlerweile deutlich raumgreifendem Gestrüpp ringsherum steht seit mehreren Jahren an der Kirchheimer Straße leer, also in einer Top-Lage in Sillenbuch. Bereits im November 2018 berichtete unsere Zeitung über die wuchernde Vegetation, da war das Haus schon geraume Zeit unbewohnt gewesen. Was mit dem Gebäude passieren soll, war seinerzeit von Eigentümerseite nicht zu erfahren gewesen.

Geisterhäuser werden wohl Ärgernisse bleiben

Der Fall des vermoderten Hauses in Heumaden ist insofern extrem, als dass am anderen Ende des lang gezogenen Grundstücks ein noch viel größeres Haus steht – auch leer. Vier Parteien fänden am idyllischen Lauxweg Platz, stattdessen lebt hier nur Gestrüpp. Der Putz ist ab. Eine Nachbarin berichtet von einem Wasserschaden, außerdem von jugendlichen Eindringlingen. Ein Mann aus dem Viertel bestätigt, dass sich im Gebäude Cliquen herumtreiben und darin wüten. „Gruselig“, sagt die Nachbarin. Dem Vernehmen nach sollen beide Gebäude einer alten Frau gehören, die im Ausland lebt und kein Interesse am Verkauf zeigt – obwohl es an Angeboten nicht mangelt.

Die Heumadener Geisterhäuser werden also wohl noch länger Ärgernisse bleiben. „Mir blutet das Herz angesichts der Wohnungsnot“, sagt ein Anwohner. „Es ist ein Skandal, dass es in einer Stadt, die derart unter Wohnungsmangel leidet, keine Handhabe gibt, solche Zustände zu beenden“, wettert ein anderer Mann. Immerhin könnten in dem Mehrfamilienhaus etwa zwölf Personen gut wohnen. Hier offenbare sich, dass man offenbar vermögend und trotzdem sehr unsozial sein könne.