DFB-Kapitän: Ilkay Gündogan. Foto: Tom Weller/dpa

llkay Gündogan wird die Nationalelf als Kapitän ins EM-Turnier führen. Aber heißt das, dass er darum immer gesetzt ist? «Der moderne Fußball hat sich verändert», lautet die Antwort.

Herzogenaurach - Ilkay Gündogan betrachtet das Kapitänsamt nicht als Garantie dafür, bei der Fußball-Europameisterschaft in jedem Spiel der Nationalmannschaft in der Startelf gesetzt zu sein. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Barcelona sieht sich trotz seiner hierarchisch herausgehobenen Stellung letztlich dem normalen Konkurrenzkampf um Einsatzzeiten und die Aufstellung in der Anfangsformation ausgesetzt.

"Ich glaube, dass der moderne Fußball sich verändert hat. Er ist nicht mehr so strukturiert, dass man sagt, der Kapitän muss immer spielen. Dafür ist die Leistungsdichte einfach zu groß", sagte Gündogan eine gute Woche vor dem Eröffnungsspiel beim Heimturnier in München gegen Schottland.

Auch der Kapitän muss sich immer neu beweisen

"Wir haben extrem viele tolle Fußballer. Egal, ob Kapitän oder nicht, man muss sich immer aufs Neue beweisen", erklärte der 76-malige Nationalspieler, der die DFB-Auswahl seit vergangenem September als Kapitän anführt. "Man muss dem Trainer im Training das Gefühl geben, dass man startklar ist. Es ist dann die Verantwortung des Trainers, die richtigen Spieler zu finden", argumentierte der erfahrene Profi des FC Barcelona im EM-Quartier in Herzogenaurach.

Für Bundestrainer Julian Nagelsmann ist das Kapitänsamt auch nicht entscheidend. Aber Gündogan nimmt bei ihm eine zentrale Rolle in der EM-Wunschelf ein. Der Routinier ist darin für den Turnierstart als Fixgröße in der Offensive neben den beiden Jungstars Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie dem vordersten Angreifer Kai Havertz gesetzt.

Gündogans Rolle bei Nagelsmann

Gündogan soll mit seiner Erfahrung für Struktur und Organisation im deutschen Angriffsspiel sorgen. Dafür will er sich in den verbleibenden Tagen bis zum Schottland-Spiel in die beste Verfassung bringen, auch körperlich. In der präsentierte sich Gündogan nämlich beim 0:0-Test gegen die Ukraine Anfang der Woche noch nicht.

Für Gündogan ist das jedoch erklärbar. "Es war vielleicht eine der härtesten Saisons, die ich hatte in meiner Karriere", sagte er rückblickend auf sein Premierenjahr beim FC Barcelona. "Das mag man vielleicht gar nicht so annehmen, weil ich sieben Jahre in England bei Manchester City war."

"Ich bin nicht durch die Saison geflogen"

Die Rotationsmöglichkeiten in Barcelona seien aber nicht so üppig gewesen wie im breit und hochkarätig besetzten Aufgebot des englischen Meisters. Gündogan machte bei Barça fast jedes Spiel. "Ich habe extrem viele Minuten in den Knochen. Ich bin nicht durch die Saison geflogen."

Es sei darum hilfreich für ihn, in der EM-Vorbereitung die Belastung bewusst zu steuern. "Es ist gut, dass man die Minuten managt, dass ich nur 45 Minuten gespielt habe gegen die Ukraine. Jetzt ist es das Ziel, bis zum Eröffnungsspiel topfit und bereit zu sein, alles in das Turnier zu investieren", sagte Gündogan vor der EM-Generalprobe am kommenden Freitag in Mönchengladbach gegen Griechenland. "Wir haben nach dem Freundschaftsspiel auch noch mal eine Woche. Das hilft mir persönlich enorm."