Ein Container ist das Bühnenbild für die Performance von (v. li.) Michael Akstaller, Kira Senkpiel und Adelheid Schulz. Foto: Pavla Jenkova

Ende Juli will eine öffentliche Performance im Neckarpark in Bad Cannstatt das Thema Menschenhandel und -schmuggel in den Fokus nehmen. Das Stück, bei dem ein Container den Schauspielern als Bühne dient, endet mit einem Appell an die Zuschauer.

Im Neckarpark in Bad Cannstatt üben derzeit drei Performer, eine Wissenschaftlerin und ein Soundartist für eine Performance, die vom 25. bis 28. Juli auf dem Marga-von-Etzdorf-Platz in Bad Cannstatt aufgeführt werden soll.

Unter dem Titel „fragile bodies“ beleuchtet die deutsch-tschechische Produktion von Adelheid Schulz und Kira Senkpiel mit dem Kulturzentrum Bourmov die sich oft im Stillen vollziehenden Geschichten von schwerer Arbeitsausbeutung und Menschenhandel, erläutert Jessica Plautz von KuneArts. Die Inszenierung im öffentlichen Raum thematisiert rund um einen Container Gewalt, Menschenhandel, irreguläre Migration und Arbeitsausbeutung – mit Text, Bewegung und elektronischen Klängen.

Stück zeigt Ergebnisse der Recherchen vor Ort

Grundlage sind Recherchen in Deutschland und Tschechien. Die Schauspielerin Adelheid Schulz arbeitet als Regisseurin unter dem Label „theater.prekariat“, Kira Senkpiel ist ausgebildete Tänzerin und arbeitet als Performerin und Choreografin. „Beim Menschenhandel wird der Körper wie ein Produkt behandelt“, sagt Senkpiel. Aus dieser Perspektive werde bei der Performance gearbeitet. „Unser Bühnenbild ist ein Container, ein Symbol für den Kapitalismus und Export/Import.“ Als Kostüm dient Verpackungsmaterial, wie zum Beispiel Luftpolsterfolie, die als Schutz für das Produkt verwendet wird und in dem Fall für den Körper. Die Akteurinnen appellieren an die Verbraucher, nicht zu billigen Produkten zu greifen, Sonderangebote möglichst zu vermeiden, so wenig wie möglich online zu bestellen und hinter die Kulissen zu schauen – im Nagelstudio, im Restaurant und im Hofladen. „Strukturell ist es ein systematisches Ausnutzen von Armut zum Hauptvorteil der sowieso schon reicheren Länder auch innerhalb der EU durch reichere Länder“, sagt Schulz. Jede Aufführung endet mit einem Nachgespräch zwischen dem Publikum und dem Künstlerteam. „Eines der Ziele ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass es in der EU, hier in Deutschland Menschenhandel und Zwangsarbeit gibt“, erläutert Senkpiel.

Appell: Bewusst einkaufen und möglichst wenig online bestellen

In Bad Cannstatt als Aufführungsort wollen die Performancekünstlerinnen zum Thema einen Fußabdruck hinterlassen, erinnern und bewusst machen. Das Veielbrunnen-Quartier habe man ausgesucht, „weil es sich um ein sehr traditionelles Arbeiterviertel handelt, das aktuell sehr stark umgebaut wird“, sagt Schulz. Zudem kooperieren die Spieler mit der Kulturinsel im Neckarpark.

Premiere ist am Donnerstag, 25. Juli, um 20.30 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 26., 27. und 28. Juli jeweils um 20.30 Uhr, am 28. Juli um 17 Uhr. Karten: fragilebodies@gmail.com.