Überlingen: Eine Erntehelferin leert vorsichtig Kirschen in Pappkisten. Foto: dpa/Felix Kästle

Bei der Ernte von Kirschen kommt mancherorts wenig Freude auf. Viele Früchte können nach Einschätzung eines Verbandsvertreters nicht angeboten werden, weil sie wegen des nassen Wetters platzen und am Baum verfaulen.

Unwetter, Überschwemmungen, Dauerregen: Die Wetterkapriolen im Mai und Juni machen den Obstbauern im Südwesten schwer zu schaffen. So gibt es bei der Ernte von Kirschen einen Anteil von schätzungsweise 40 bis 50 Prozent, der nach dem Pflücken weggeworfen werden muss, wie der Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau, Franz Josef Müller, mitteilt. „Die Früchte platzen auf.“ Auch Johannisbeeren und Stachelbeeren seien betroffen.

Dauerregen lässt Früchte aufplatzen

Einbußen gebe es im ganzen Land, auch im Bodenseeraum mit einem bedeutenden Obstanbau, klagt Müller. „Der Regen hat am Bodensee viele Kirschen kaputtgemacht. Das ist für uns alle ein schwieriges Jahr.“

Kirschen der Sorte Regina hängen in einer Obstplantage an einem Baum im bayerischen Ingensdor. Foto: dpa/Daniel Karmann

Wegen der starken Niederschläge musste die Ernte am Bodensee später starten. Der viele Regen und die kühle Witterung hätten die Reifung der Kirschen verzögert, berichtet Christian Glöggler von der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft. „Wir erwarten nun eine kontinuierliche Steigerung der Erntemengen.“ Laut der Vertriebsgesellschaft machen die zu Beginn geringen Mengen die Kirschen auch etwas teurer.

Schon 2023 war die Ernte unterdurchschnittlich

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hatte bereits zu Monatsbeginn gesagt, bei den den Obst- und Gartenbauern seien Kirschen aufgeplatzt und Erdbeeren beschädigt worden. Nach Überschwemmungen in einigen Gebieten des Landes müsse in der Landwirtschaft mit Ertrags- und Qualitätsverlusten gerechnet werden, warnte Hauk.

Nun ist Eile geboten, denn der angekündigte Dauerregen würde die reifen Kirschen platzen lassen. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Deutschlands Obstbauern hatten bereits 2023 angesichts ungünstiger Wetterbedingungen eine unterdurchschnittliche Kirschenernte eingefahren. Nach einer früheren Schätzung des Statistischen Bundesamts gab es im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 17,5 Prozent. Wichtigstes Erzeugerland für Süßkirschen war Baden-Württemberg, wo den Angaben zufolge 42,5 Prozent der gesamten Menge geerntet wurden.

Kirschendiebe klauen massenhaft Früchte von Bäumen

In der Ortenau sind inzwischen auch Kirschendiebe aktiv, die auf besonders rabiate Weise zuschlagen, wie die Polizei mitgeteilte. In Renchen schnitten Unbekannte am Wochenende an zahlreichen Bäumen Äste mit dem erntereifen Obst ab und transportierten diese ab. Der Wert der Beute lag nach Schätzung der Polizei im niedrigen vierstelligen Euro-Bereich.