Einige Ungarn-Fans haben ein Herz für Gigi D’Agostino. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Polizei hat eine positive Bilanz der Begegnung Deutschland-Ungarn gezogen. Aber es gab auch einige Situationen, bei denen sie einschreiten musste.

Es ist weitgehend ruhig geblieben beim Deutschlandspiel am Mittwoch. Ein paar kleine Zwischenfälle hat die Polizei dann aber doch zu vermelden gehabt. Zwar gab es keine Ausschreitungen durch aggressive ungarische Hooligans. Aber dass gewaltbereite Menschen unter den Fans sein würden, diese Erkenntnis der Polizei –, das hat sich bewahrheitet.

Aufseiten der Ungarn wurden mehrere Personen angezeigt, die den rechten Arm zum verbotenen Hitler-Gruß erhoben. Es seien drei Fälle gewesen, sagt ein Polizeisprecher. Die Geste ist als ein Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verboten. Unter den ungarischen Fans besteht eine Hooligan-Gruppe, die der Polizei wegen ihrer rechten Gesinnung und Gewaltbereitschaft im Vorfeld Sorgen bereitet hatte. „Carpathian Brigade“ heißt diese Gruppe. Eine nicht verbotene Aktion, die man aber kontrovers sehen kann, fiel Beobachtern des ungarischen Fanmarsches auch noch auf: In der vordersten Reihe hielt jemand ein Schild mit der Aufschrift „Free Gigi“, gemünzt auf Gigi D’Agostino und dessen Hit „L’amour toujours“. Nach dem Zwischenfall, bei dem auf Sylt eine Gruppe auf das Lied „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ grölte, wird es hierzulande nicht mehr gespielt. Offenbar missfiel das einigen in den ungarischen Reihen.

64 deutsche Hooligans in Bad Cannstatt

Gewalt seitens der ungarischen Hooligans blieb aus. Jedoch entdeckte die Polizei kurz nach Spielbeginn am Kreisverkehr Deckerstraße in Bad Cannstatt nahe dem Stadion eine Gruppe von 64 deutschen Hooligans. Sie wurden gegen 18.10 Uhr kontrolliert. Bei zwölf von ihnen fanden die Einsatzkräfte Vermummungsmaterial und sogenannte Passivbewaffnung. Sie kamen „zur Verhinderung von Gewalttaten“ in Gewahrsam, das ordnete ein Richter an. Insgesamt seien während des Spiels 30 Anzeigen aufgenommen worden. Darunter waren Körperverletzungsdelikte und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz – und besagte verfassungswidrige Hitler-Grüße. Die Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz waren unerlaubt gezündete Böller. Auf dem Weg von der Innenstadt zur Stuttgart Arena in Bad Cannstatt wurden bei beiden Fanmärschen immer wieder Rauchtöpfe abgefackelt.

Am Stadioneingang gab es auch noch Ärger. Die Polizei nahm ein halbes Dutzend Personen fest, die versuchten, ohne Eintrittskarte in die Arena zu kommen. Sie hätten das nicht mit gefälschten Karten versucht, sondern wollten sich einfach an der Kontrolle vorbei durchs Drehkreuz drängen. Auch hier schritt die Polizei ein, nahm die Personen fest und brachte sie zur Wasenwache. Sie wurden wegen Erschleichung von Leistungen angezeigt, meldet die Polizei.