EBM-Papst musste 2024 einen Umsatzrückgang hinnehmen. Foto: Philipp/ Reinhard

Die schwache Konjunktur und die Unsicherheiten im deutschen Heiztechnikmarkt haben 2024 beim Ventilatorenspezialist EBM-Papst aus Mulfingen (Hohenlohekreis) für Gegenwind gesorgt. Die Folge: Kurzarbeit und Jobabbau.

EBM-Papst, Weltmarktführer für Ventilatoren und Motoren, erwartet mittelfristig wieder einen Schub im Geschäft mit Ventilatoren für Wärmepumpen, doch derzeit leidet der Mittelständler aus Hohenlohe insbesondere in Deutschland unter den Nachwehen des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes und der damit einhergehenden Verunsicherung der Märkte.

Das Heiztechniksegement büßte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. März endete, rund 18,7 Prozent Umsatz ein und erreichte knapp 323 Millionen Euro. „Wir hoffen weiterhin auf einen klaren und praxistauglichen Fahrplan für die Wärmewende in Deutschland und Europa“, sagte EBM-Papst-Chef Klaus Geißdörfer. „Zudem lähmt uns die enorme Kontroll- und Regelungsflut überall.“ In Deutschland ging der Umsatz um 4,1 Prozent auf 487 Millionen Euro zurück, weltweit lag das Minus bei 5,2 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.

Gut läuft das Geschäft in der Luft- und Klimatechnik mit Ventilatoren für Rechenzentren, Reinräume und Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien, das um 9,5 Prozent auf gut 1,73 Milliarden Euro zulegte.

Zahl der Mitarbeiter sinkt weltweit

Die konjunkturelle Abschwächung in Europa in Verbindung mit der stockenden Nachfrage im Bereich der Heiztechnik führte zu einer geringeren Kapazitätsauslastung, insbesondere an den osteuropäischen Standorten sowie in Mulfingen und Landshut. Der Mittelständler hat darauf reagiert und Leiharbeitskräfte abgebaut, befristete Jobs nicht verlängert sowie in bestimmten Bereichen in Landshut und Mulfingen auf Kurzarbeit gesetzt, die man je nach Lage weiter beibehält. Die Zahl der Mitarbeiter ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7,6 Prozent auf weltweit 13 800 gesunken. Davon sind knapp 6400 im Inland beschäftigt. Ziel sei es, die Stammbelegschaft zu halten, sagte Personalgeschäftsführerin Sonja Fleischer.

Investiert hat das Unternehmen mit weltweit 27 Produktionsstandorten knapp 187 Millionen Euro und damit rund 12,4 Prozent mehr als im vorigen Geschäftsjahr – unter anderem wurde in Singapur eine neue Südostasienzentrale eröffnet, auch wurden beispielsweise in Indien die IT- und Produktionskapazitäten ausgebaut. Rund 18 Millionen Euro kostet das neue Entwicklungsgebäude in Mulfingen veranschlagt, das im September 2024 eröffnet wird. Außerdem werden Produktionskapazitäten in Rumänien und China erweitert. In Forschung und Entwicklung flossen mehr als 137 Millionen Euro.

Derzeit ist die strategische Neuausrichtung in vollem Gange. Der Mittelständler steigt nach und nach aus den Geschäftsbereichen Hausgeräte und Automobiltechnik aus. Im Frühjahr hatte EBM-Papst angekündigt, die Sparte industrielle Antriebstechnik an Siemens zu verkaufen. Die rund 650 Mitarbeitenden des Geschäftsbereichs in St. Georgen (Schwarzwald), Lauf an der Pegnitz und im rumänischen Oradea werden von Siemens nach Abschluss des Verkaufs Mitte 2025 übernommen.

EBM-Papst will sich auf die Kernsegmente Luft- und Heiztechnik sowie auf die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit konzentrieren und hat ehrgeizige Wachstumspläne, auch wenn man im laufenden Geschäftsjahr 2024/2025 mit eher stagnierenden Umsätzen rechnet. „Innerhalb von fünf Jahren wollen wir den Umsatz im Kerngeschäft der Luft- und Heiztechnik auf über 3,5 Milliarden Euro fast verdoppeln. Wir sind überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können“, sagte Geißdörfer. Das Ergebnis nennt das Unternehmen traditionell nicht.