Im Außenbeet vor der historischen Gewächshauszeile der Wilhelma blühen derzeit Opuntien mit gelben Blüten. Foto: Iris Frey

Sie kommen aus Amerika, Afrika und Madagaskar: Im Stuttgarter zoologisch-botanischen Garten gibt es unter den 8600 Pflanzenarten auch Kakteen und Sukkulenten. Wir stellen einige Exemplare vor.

An den Wüstenpflanzen in der Wilhelma kommt eigentlich kaum ein Besucher vorbei. Stehen sie doch gleich nach dem Eingang in den historischen Gewächshäusern, deren Bau 1854 noch auf König Wilhelm I. zurückgeht. Sowohl im Kakteen- und Sukkulentenhaus sind die dornigen Schönheiten aus Amerika, Afrika und Madagaskar zu sehen, außerdem derzeit auch im Außenbeet gleich am Eingang. Unübersehbar recken sie ihre schlanken grünen Arme mit stechenden Borsten in den Himmel – aber mit wunderschönen, imposanten Blüten. Nicht umsonst bedeutet das griechische Wort Kaktus „die stachelige Pflanze“. Doch die Stacheln sind eigentlich ehemalige Blätter, die sich zu Dornen, Borsten oder Haaren entwickelt haben. Es gibt auch Exemplare, die Blätter tragen. Kakteen zählen zu den Sukkulenten, den wasserspeichernden Pflanzen und kommen mit längeren Trockenperioden zurecht.

Der zylindrische Feigenkaktus

Der Feigenkaktus Cylindropuntia imbricata. Foto: Iris Frey

Unübersehbar ist der große zylindrische Feigenkaktus. Er gehört - im Gegensatz zu den berühmten „Schwiegermutter-Sitzen“, den Goldkugelkakteen – zu den schlanken, stechenden Pflanzen und sieht eher aus wie ein Baum mit vielen Zweigen. Den Cylindropuntia-Kaktus hat auch schon der Kakteenexperte Wilhelm Cullmann (1905-1992) in seinen Fachbüchern als besondere Schönheit beschrieben. Der zylindrische Feigenkaktus (Cylindropuntia) imbricata blüht derzeit rosafarben am Außenbeet am Haupteingang der Wilhelma. „imbricata“ aus dem Lateinischen bedeutet übersetzt „dachziegelartig“. Das bezieht sich auf die gehöckerten Triebabschnitte. Der Kaktus stammt aus Mexiko und kann bis zu drei Meter hoch wachsen. Die Triebe sind zylindrisch aneinandergereiht. Die Dornen werden bis zu drei Zentimeter lang. Die Blüten sind rötlich Magenta gefärbt. Die Art lebt heute in Europa wild und ist bereits in Spanien etabliert. In Südafrika wird diese Kakteenart als Unkraut biologisch bekämpft.

Die großen Opuntien

Opuntien mit orangefarbenen Blüten. Foto: Iris Frey

Im selben Außenbeet in der Wilhelma finden sich noch andere Opuntien - Feigenkakteen. Sie sind mit etwa 190 Arten eine der artenreichsten Gattungen innerhalb der Kakteengewächse und stammen aus Nord- und Südamerika. In der Wilhelma blühen sie derzeit gelb, orange- und rosafarben an den vielen rundförmigen Gliedern. Bekannt sind diese Kakteen, weil ihre Triebe und Früchte als Nahrungsmittel verwendet werden und zur Gewinnung des Farbstoffes Cochenille-Rot. Die Opuntien wachsen strauchig und baumähnlich.

Die Wüstenrose

Die Wüstenrose Adenium obesum. Foto: Iris Frey

Zwischen den stacheligen Schönheiten ist in den historischen Gewächshäusern die sukkulente immergrüne Wüstenrose zu finden, die zwar keine Dornen besitzt, aber perfekt an Hitze und Trockenheit angepasst ist. Sie blüht mehrere Monate im Frühjahr und Sommer. In der Wilhelma blüht die Adenium obesum rosafarben. Und auch diese Pflanze verträgt Trockenheit besser als Nässe. Die frostempfindliche Pflanze zählt zur Familie der Hundsgiftgewächse.

Ein Christusdorn ehrt seinen Entdecker Charles des Moulins

Euphorbia milii Des Moul. Foto: Iris Frey

Der Christusdorn (Euphorbia milii) ist eine Wolfsmilch-Art und gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia). In der Wilhelma ist die rot blühende Art Euphorbia milii Des Moul. zu finden. Sie ehrt mit dem Namen Charles des Moulins, der die Art im Jahr 1826 zuerst beschrieben hat. Ursprünglich stammt der Christusdorn aus den Hochebenen von Madagaskar. Dort wird er bis zu zwei Meter groß. Der Christusdorn erhielt seinen Namen im 19. Jahrhundert, weil seine dornigen Sprosse an die Dornenkrone Jesu Christi erinnern. Er ist übrigens kein Kaktus, sieht nur so aus wegen der Stacheln. Die sukkulente Pflanze, die belaubt ist und Dornen hat, ist auch auf den Kanarischen Inseln zu finden.

Die gelb blühende Wolfsmilch aus Madagaskar

Euophorbia tananarive Leandri. Foto: Iris Frey

In der Wilhelma gibt es noch eine weitere Christusdorn-Art, die gerade gelb blüht. Es handelt sich ebenfalls eine Wolfsmilch-Art, die Variante tananarive Leandri. Diese Pflanze stammt ursprünglich aus Madagaskar und hat,wie die rot blühende Art, lanzettförmige Blätter.

Der Goldkugelkaktus – „Schwiegermuttersitz“

Koenleinia grusonii. Foto: Iris Frey

Der Goldkugelkaktus (Koenleinia grusonii) zählt zu den beliebtesten Kakteenarten. Auch in der Stuttgarter Wilhelma begeistert er die Besucher mit seiner Größe im historischen Gewächshaus. Er kommt nach Angaben der Wilhelma nur noch in bis zu vier kleinen Gebieten in den mexikanischen Staaten San Luis Potosi und Hidalgo vor und gilt als stark vom Aussterben bedroht. Der Name ehrt den Magdeburger Sammler Hermann August Gruson (1821-1895), der zu seinen Lebzeiten die größte Kakteensammlung Europas besaß. Gefährdet ist die Art nach Angaben des Stuttgarter Zoos, weil er im natürlichen Lebensraum illegal abgesammelt wird. Die Kugelform hat der Kaktus mit seinen sichelförmigen Dornen übrigens, weil er sich so an den trockenen Lebensraum anpasst. Er trägt auch auch als Kosename die Bezeichnung „Schwiegermuttersitz“. Die Kugelform ermöglicht bestes Speichervolumen bei kleinster Verdunstungsoberfläche.

Der größte Kaktus der Welt

Der Säulenkaktus Pachycereus pringlei. Foto: Iris Frey

Im Kakteenhaus des Maurischen Landhauses gleich im Eingangsbereich ist mit dem Säulenkaktus Pachycereus pringlei die größte lebende Kaktusart der Welt zu sehen. Der Säulenkaktus stammt ursprünglich aus Mexiko und kann bis zu zwölf Meter hoch werden und bis zu 25 Tonnen wiegen. Mächtig große und damit alte Exemplare sind im Maurischen Landhaus zu sehen. Diese Kakteen-Art kann mehrere hundert Jahre alt werden.